Freitag, 30. November 2012

XVII. Tolles liegt oft nicht so fern – Woche 16 (12.11.-18.11.12)

Nun gab es mal keinen Trip irgendwo hin und doch war es eine interessante Woche. Wie jeden Dienstag wenn ich nicht arbeiten muss, besuche ich seit ein paar Wochen einen Englischkurs. Es wird zwar nicht so viel mit Grammatik behandelt und auch wenn ich sicherlich nicht der Beste in Englisch bin, sprachlich leicht unter meinem Niveau. Es sind halt auch einige ältere Jahrgänge dabei, die so gut wie komplett ohne Englischkenntnisse ausgestattet sind. Dennoch kann ich ehrlich sagen, dass der Kurs mir einiges bringt.
'Bantry Bay'
Neben einigen Vokabeln, ein bisschen mehr Sicherheit in der englischen Sprache ist die Atmosphäre sehr angenehm und in den ein, zwei Stunden im Pub danach mit der ‚jüngeren Generation’ wird ausschließlich Englisch gesprochen. Es ist ein schöner internationaler Haufen aus Deutschen, Franzosen, Basken, Österreichern sowie einem aus Sierra Leone. Dazu gesellen sich hier und da ein paar Iren sodass es echt immer ein lustiger Abend ist. Am Freitag haben wir uns mit einigen bei kühlem Sonnenschein auf dem wöchentlichen Markt getroffen. Aber nicht um mit einem Korb bewaffnet darüber zu stiefeln, sondern um den Basken bei der Straßenmusik zuzuschauen und es dann auch selbst auszuprobieren. Seitdem weiß ich, dass man auf Broten Musik machen kann. Nein im Ernst, es war wohl nur ein akustischer Verständnisfehler. Das besagte große Instrument, welches die Basken im Van mit nach Irland gebracht haben, heißt ‚Txalaparta’ und doch nicht ‚Ciabatta’. Es hört sich jedenfalls echt entspannt an, ein wenig wie Meditationsmusik. Dadurch, dass es ein eher lautes Instrument ist und es in
die Basken und ihr 'Txalaparta'
der Mitte aller Verkaufsstände aufgebaut wurde, kam wohl kein Mensch drum herum der Musik zu lauschen. Aber es hört sich echt gut an, jedenfalls wenn die Basken es bespielen. Die paar Minuten der ‚deutschen Versuche’ war dann wohl eher Anstrengung für die umgebenden Ohren. Es hat aber echt Spaß gemacht da herumzuklimpern und ist lange nicht so einfach wie es vielleicht aussehen mag. Am Nachmittag habe ich dann nach ein paar Terminüberlegungen für Ende Januar einen Flug gebucht, für den ersten Besuch, den ich hier in Irland hoffentlich empfangen werde. Ich freu mich sehr auf die Woche und eine Art Spurensuche der letzten sechszig Jahre. Wie häufig bis immer am Freitagabend ging es in großer Runde in einen gemütlichen Pub. Dieses Mal in Bantry. Man muss ja auch abwechslungsreich bleiben. Es blieb ein gemütlicher Abend bei Livemusik in verschiedenen Kneipen und mit ‚locals’ die man länger nicht mehr gesehen hat.
am Ozean vor Glengarriff
Für das Wochenende war nicht so viel geplant. So bin ich endlich mal dazu gekommen, zu dem nahe gelegenen Ozean zu laufen und da einfach zu klönen und die Zeit und Aussicht mit zwei Freunden zu genießen. Es muss ja nicht immer weit weg sein. Warum auch, wenn man doch in einem der touristisch frequentiertesten Dörfer Irlands wohnt. Das muss ja auch irgendeinen Grund haben. Und es kann ja nicht nur an der Gemütlichkeit der Pubs und Freundlichkeit der Menschen liegen. Nein, die natürliche Stille, das einfach ‚Dasein’, wie es mir Bruder Johannes versucht hat über Jahre zu zeigen, hat schon seinen Reiz und ist einfach zum Genießen. Zwischendurch habe ich mal ‚Fields of Athenry’ von Paddy Reilly laufen lassen. Es ist wohl die einzige Art von Musik, die in diese Atmosphäre passt. Aber wunderschön.
traumhafter Sonnenuntergang
Zwischen den Tagen hab ich dann in Form von Warten erlebt. Naja, vielleicht wäre es dazu gekommen, wenn ich nach über einer Stunde in der Kälte nicht darauf verzichtet hätte weiter auf einen ‚Lift’ nach Bantry zu warten. Nach einer warmen Dusche, die erste nach vier Tagen kalt duschen, da die Warmwasserpumpe defekt war, bin ich dann nach Glengarriff gestiefelt und habe mich da in das vollkommen verrückte Nachtleben eines Samstages gestürzt. Mensch, das klingt nach viel, aber wer das idyllische Glengarriff kennt, kann es sich kaum vorstellen. Nun war aber wirklich was los. Als ich am späten Abend ankam, waren ‚alt’ und ‚sehr alt’ durchweg fröhlich bis (ange)heiter(t) und feierten einen fünfzigsten Geburtstag schon seit dem Nachmittag ausgiebig. Zu Beginn war es ein wenig komisch, da die sonst so aufgeschlossenen ‚locals’ doch auf Grund der Feier eher in geschlossener Runde blieben. Mit der Zeit aber traf ich welche in meinem Alter, die ich irgendwoher auch schon kannte. Die
auf dem 'Priests Leap'
Möglichkeiten sind da auch nicht so groß, somit haben sie mich ziemlich sicher mal beim Trampen mitgenommen. Es wurde jedenfalls ein echt lustiger Abend und aus der geplanten Stunde mit einem Pint wurden doch drei Stunden mit fünf Pints. Warum auch nicht? Es war gut! Am Sonntag hatten wir eigentlich vor, mit so gut wie der gesamten internationalen Gruppe auf dem ‚Priests Leap’ unterwegs zu sein. Dieser ist der höchste Pass in Irland und verläuft zwischen County Cork (Coomhola) und County Kerry (Kenmare). Nachdem wir uns im strömenden Regen getroffen haben, waren nicht alle so angetan auch
in den 'Glengarriff Woods'
bei diesem Wetter loszustiefeln oder auch loszufahren. Im Endeffekt waren wir von sieben noch drei, aber wir haben uns nicht von den Witterungsbedingungen abhalten lassen. In der Höhe einfach das Auto abgestellt, ging es quer Feld ein über Felsen, Schlamm und vermatschte Gräser. Doch hinter jedem Hügel erschien eine tolle Aussicht, die durch den Nebel auch nur minimal beeinträchtigt wurde. Da ‚kletschnass’ lange untertrieben war, haben wir versucht uns im Auto durch die Heizung wieder leicht ‚anzutrocknen’. Es war nicht möglich. Da die anderen vier nach Castletownbere gefahren sind lohnte es sich nach der Rückkehr nicht so lange auf sie zu warten und so haben wir noch eine schöne Runde über ein paar Kilometer in den ‚Glengarriff Woods’ gedreht. Da das ‚Wasser’ ja auch keine Chance hatte in einem Pub vor dem Feuer zu trocknen haben wir uns in einem solchen auch nicht lange aufgehalten, sondern sind nach Hause gefahren. Mit voller Vorfreude auf eine warme Dusche! Hat eigentlich jemand vorher gesagt, dass es in Irland regnen könnte? Ich kann mich nicht erinnern und habe es auch noch nicht so viel hier erlebt. Jetzt weiß ich es!

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