Montag, 19. November 2012

XVI. Sorgen?! – Woche 15 (05.11.-11.11.12)

Menschen machen sich wegen vielerlei Sachen sorgen. Ich kann mich da sicherlich zu zählen. Manchmal scheint es unbegründet, manchmal aber auch gerechtfertigt. Doch woher soll man so etwas wissen. Ich habe mir viele Sorgen, Gedanken gemacht wie ich meiner Gastfamilie mitteile, dass ich nicht erst im Juni, sondern schon vor Silvester gehen möchte. Nachdem ich mich entscheiden hatte, habe ich mehrere Abende überlegt, wann ich es denen sagen kann. Wichtig für mich war, dass beide Gastelternteile da sind. Somit ging es schon mal nur am späteren Abend. Naja, ich hatte zwar noch nichts für Januar, aber lange konnte ich die getroffene
Paradies für Zwei- und Vierbeiner
Entscheidung nicht mit mir herumschleppen. Das fühlte ich. Eigentlich fallen mir solche Gespräche nicht schwer. Aber nur, wenn für mich da nichts dran hängt. Ich aber fühle mich halt sehr wohl in der Familie. Was, wenn, die meinen, ich solle dann besser jetzt schon gehen? Was weiß ich, wie sie reagieren. Nachdem ich am Dienstag mit einem Hostel in Dublin telefoniert habe, und es nicht schlecht aussieht, dass ich da im Januar für Unterkunft arbeiten kann, musste ich es hinter mich bringen. Doch wie meine Gasteltern reagiert haben, hätte ich vielleicht insgeheim gehofft, aber nicht gedacht. Nein, solch eine Reaktion hätte ich glaub ich nicht mal gehofft. Die erste Reaktion war: „Life is too short to do something, what you don’t want“. Puhh... Ich möchte das hier ja, aber halt nicht das ganze Jahr und von daher hat er fast genau das gesagt, was für mich vorher den Ausschlag zu meiner
Sonnenuntergang in Kinsale
Entscheidung gab. Auf die Frage, wie es denn Weihnachten aussieht, habe ich denen die Entscheidung gelassen, da ich gerne hier bleibe, aber auch verstehe, wenn sie Weihnachten als Familie verbringen wollen. Immerhin gehe ich ja direkt nach Weihnachten. Nein, sie meinten, dass ich gerne da bleiben kann und wenn ich im Februar noch keine neue Arbeit hätte, könnte ich auch bis dann bleiben. Wenn ich aber in zwei Wochen neue Arbeit habe, könnt ich dann schon gehen. Heftig. Mehr als ein „Thank you“ kam dann auch nicht mehr von mir. Auch Hilfe, um etwas Anderes zu suchen, haben sie mir angeboten. Nein wirklich, mit der Reaktion hätte ich nicht gerechnet. Manchmal muss man einfach etwas riskieren, um zu sehen, dass man sich vielleicht unnötig Sorgen gemacht hat. Seit dem ich mit denen gesprochen habe, merke ich bei mir, dass eine innere Last, ein inneres schlechtes Gewissen abgefallen ist, und ich das Leben noch mehr genießen kann. Mittwoch sind wir mit meiner Gastmutter und einigen Kindern in den ‚Glengarriff Woods’ gewesen, um mit den Hunden ne Runde zu drehen. Manchmal musste man echt aufpassen, dass sie uns nicht umrennen, da sie von hinten häufig
'Barley Cove' - Beach
angeschossen kamen und manchen kleinen Kinderbeinchen dabei durchaus Probleme bereitet hätten. Aber Sorgen machen? Nein, das nicht! Es war ein angenehmer Nachmittag mit einer Horde Kindern, und meinen beiden vierbeinigen Lieblingen. Diese beiden Chaoten werde ich wohl auch sehr vermissen. Sie gehören ja zur ‚direkten’ Familie. Eine Art Sorgen, hat sich meine Gastfamilie wohl am Donnerstagabend gemacht. Vormittags habe ich mal getestet, was ich denn noch alles von meiner Zeit als Fußballtorwart im Internat beherrsche. Ich muss sagen, ich bin zufrieden und glücklich damals nicht die Technik der Bahnschranke imitiert zu haben. Da der Boden
hinter Dünen am 'Barley Cove'



ein wenig glitschig war, ist die Leiter beim Arbeiten weggerutscht, als ich gerade mit vier Dachziegeln oben drauf stand. Irgendwie habe ich es aus Reflex geschafft, diese im Fallen noch aufs Flachdach zu werfen, und selbst bei dem Sturz noch optisch eindrucksvoll abzurollen. Es waren ja auch nur ungefähr zweieinhalb Meter gewesen. Dadurch ist es dann auch nur bei ein paar Schürfwunden geblieben. Wie es aber ohne den Reflex oder das Abrollen ausgegangen wäre, spielt ja auch keine Rolle. Man würde sich ja sonst Sorgen machen. So etwas kann aber meines Erachtens überall passieren. Jedenfalls
Signalturm am 'Mizen Head'
meinte meine Gastmutter am Abend zu mir, dass sie ja auch kein Marathon laufen würde und man eigentlich ja nicht von der Leiter fällt. Ihre Andeutung habe ich direkt verstanden und konnte nur mit einem Schmunzeln antworten. Seitdem arbeite ich jetzt bis Weihnachten halt nur in der Familie und gehe nicht mit meinem Gastvater arbeiten. Auf Grund einer starken Erkältung habe ich darauf verzichtet, am Wochenende abends in Pubs zu gehen. Blöderweise haben sich Freunde an dem Abend einen Gig meines ehemaligen Gastvaters angesehen. Da muss ich ehrlich sagen, dass ich da gerne mitgekommen wäre. Aber wie heißt es so schön? „Ich bin ja keine zwanzig mehr!“ Dann muss ich halt mal darauf verzichten. Aber am Tag hat auch das seine Grenzen. Samstag einen ruhigen Tag mit Freunden in Kinsale verbracht, ging es zu viert (mittlerweile ist auch
auf der Brücke am 'Mizen-Head'
Österreich vertreten) am Sonntag in Richtung ‚Mizen Head’. Dies ist einer der südlichsten Punkte Irlands und beinhaltet eine wahnsinnig tolle Landschaft. Auf dem Weg dorthin waren wir kurz am ‚Ballyrisode Beach’, an dem ich Anfang September mal war um die Sonnenstrahlen im Ozean zu genießen. Länger waren wir am ‚Barley Cove’. Einer der tollsten Strände, die ich bisher gesehen habe. Klares Wasser, feiner Sand, tolle Aussicht auf angrenzende Felsen. Traumhaft. Hier werde ich sehr wahrscheinlich im Sommer noch Mal vorbei schauen. Nun zum ‚Mizen Head’. Ich finde es sehr schade, dass landschaftliche Punkte Eintritt kosten. Sicherlich kann man für das Museum mit
einfach traumhaft
Erklärungen über die Entstehung Eintritt verlangen, für die reine Natur meines Erachtens nicht wirklich. Was soll’s, wir wollten ja zum äußersten Punkt. Und man muss sagen, es hat sich gelohnt. Es lässt sich auch nicht beschreiben, man muss es halt sehen. Einen letzten Weg, herunter zu angrenzenden Klippen, war blöderweise schon
pure Natur
geschlossen, als wir um viertel vor vier am Gitter ankamen. Die Tore sollten aber erst um vier Uhr schließen. Auf Nachfrage meinten sie, dass ein Weg ohne es auf Schildern anzugeben eher geschlossen wird und wir Pech gehabt hätten. Nicht mit mir! Die anderen konnte ich dann auch noch überreden und so sind wir halt über den Zaun gestiegen, wir haben den Eintritt ja bezahlt. Einer von uns hatte ganz schön Bammel vor der Reaktion der verantwortlichen Personen. Ich war da völlig entspannt, weil sie ja selbst sagten, dass es nirgends steht. Vielleicht wäre eine
steile Klippen
Mischung von uns nicht schlecht gewesen. Es hat sich aber gelohnt. Es war super, und einerseits glücklicherweise, andererseits aber auch irgendwie schade der Diskussion wegen, gab es außer böser Blicke keinerlei Reaktion uns gegenüber als wir wieder am Eingang ankamen. Im Dunkeln sind wir dann wieder zurückgefahren. Wegen der Erkältung und dem heftigen kalten Wind war es dann aber auch gut, denn ich war echt platt. Ja was nehme ich aus dieser Woche mit, die viel, sehr viel beinhaltete. Manchmal was Riskieren und ehrlich sagen wenn man sich arbeitstechnisch verändern will. Es ist mein Jahr und mein Weg. Dann wird es auch jeder verstehen oder immerhin akzeptieren. Ich freue mich jedenfalls sehr auf die nächsten Wochen in dieser Familie und weiß dass es mir schwer fallen wird, sie Ende des Jahres zu verlassen. Aber der Weg ist hier nicht zu Ende!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen