Freitag, 30. November 2012

XVII. Tolles liegt oft nicht so fern – Woche 16 (12.11.-18.11.12)

Nun gab es mal keinen Trip irgendwo hin und doch war es eine interessante Woche. Wie jeden Dienstag wenn ich nicht arbeiten muss, besuche ich seit ein paar Wochen einen Englischkurs. Es wird zwar nicht so viel mit Grammatik behandelt und auch wenn ich sicherlich nicht der Beste in Englisch bin, sprachlich leicht unter meinem Niveau. Es sind halt auch einige ältere Jahrgänge dabei, die so gut wie komplett ohne Englischkenntnisse ausgestattet sind. Dennoch kann ich ehrlich sagen, dass der Kurs mir einiges bringt.
'Bantry Bay'
Neben einigen Vokabeln, ein bisschen mehr Sicherheit in der englischen Sprache ist die Atmosphäre sehr angenehm und in den ein, zwei Stunden im Pub danach mit der ‚jüngeren Generation’ wird ausschließlich Englisch gesprochen. Es ist ein schöner internationaler Haufen aus Deutschen, Franzosen, Basken, Österreichern sowie einem aus Sierra Leone. Dazu gesellen sich hier und da ein paar Iren sodass es echt immer ein lustiger Abend ist. Am Freitag haben wir uns mit einigen bei kühlem Sonnenschein auf dem wöchentlichen Markt getroffen. Aber nicht um mit einem Korb bewaffnet darüber zu stiefeln, sondern um den Basken bei der Straßenmusik zuzuschauen und es dann auch selbst auszuprobieren. Seitdem weiß ich, dass man auf Broten Musik machen kann. Nein im Ernst, es war wohl nur ein akustischer Verständnisfehler. Das besagte große Instrument, welches die Basken im Van mit nach Irland gebracht haben, heißt ‚Txalaparta’ und doch nicht ‚Ciabatta’. Es hört sich jedenfalls echt entspannt an, ein wenig wie Meditationsmusik. Dadurch, dass es ein eher lautes Instrument ist und es in
die Basken und ihr 'Txalaparta'
der Mitte aller Verkaufsstände aufgebaut wurde, kam wohl kein Mensch drum herum der Musik zu lauschen. Aber es hört sich echt gut an, jedenfalls wenn die Basken es bespielen. Die paar Minuten der ‚deutschen Versuche’ war dann wohl eher Anstrengung für die umgebenden Ohren. Es hat aber echt Spaß gemacht da herumzuklimpern und ist lange nicht so einfach wie es vielleicht aussehen mag. Am Nachmittag habe ich dann nach ein paar Terminüberlegungen für Ende Januar einen Flug gebucht, für den ersten Besuch, den ich hier in Irland hoffentlich empfangen werde. Ich freu mich sehr auf die Woche und eine Art Spurensuche der letzten sechszig Jahre. Wie häufig bis immer am Freitagabend ging es in großer Runde in einen gemütlichen Pub. Dieses Mal in Bantry. Man muss ja auch abwechslungsreich bleiben. Es blieb ein gemütlicher Abend bei Livemusik in verschiedenen Kneipen und mit ‚locals’ die man länger nicht mehr gesehen hat.
am Ozean vor Glengarriff
Für das Wochenende war nicht so viel geplant. So bin ich endlich mal dazu gekommen, zu dem nahe gelegenen Ozean zu laufen und da einfach zu klönen und die Zeit und Aussicht mit zwei Freunden zu genießen. Es muss ja nicht immer weit weg sein. Warum auch, wenn man doch in einem der touristisch frequentiertesten Dörfer Irlands wohnt. Das muss ja auch irgendeinen Grund haben. Und es kann ja nicht nur an der Gemütlichkeit der Pubs und Freundlichkeit der Menschen liegen. Nein, die natürliche Stille, das einfach ‚Dasein’, wie es mir Bruder Johannes versucht hat über Jahre zu zeigen, hat schon seinen Reiz und ist einfach zum Genießen. Zwischendurch habe ich mal ‚Fields of Athenry’ von Paddy Reilly laufen lassen. Es ist wohl die einzige Art von Musik, die in diese Atmosphäre passt. Aber wunderschön.
traumhafter Sonnenuntergang
Zwischen den Tagen hab ich dann in Form von Warten erlebt. Naja, vielleicht wäre es dazu gekommen, wenn ich nach über einer Stunde in der Kälte nicht darauf verzichtet hätte weiter auf einen ‚Lift’ nach Bantry zu warten. Nach einer warmen Dusche, die erste nach vier Tagen kalt duschen, da die Warmwasserpumpe defekt war, bin ich dann nach Glengarriff gestiefelt und habe mich da in das vollkommen verrückte Nachtleben eines Samstages gestürzt. Mensch, das klingt nach viel, aber wer das idyllische Glengarriff kennt, kann es sich kaum vorstellen. Nun war aber wirklich was los. Als ich am späten Abend ankam, waren ‚alt’ und ‚sehr alt’ durchweg fröhlich bis (ange)heiter(t) und feierten einen fünfzigsten Geburtstag schon seit dem Nachmittag ausgiebig. Zu Beginn war es ein wenig komisch, da die sonst so aufgeschlossenen ‚locals’ doch auf Grund der Feier eher in geschlossener Runde blieben. Mit der Zeit aber traf ich welche in meinem Alter, die ich irgendwoher auch schon kannte. Die
auf dem 'Priests Leap'
Möglichkeiten sind da auch nicht so groß, somit haben sie mich ziemlich sicher mal beim Trampen mitgenommen. Es wurde jedenfalls ein echt lustiger Abend und aus der geplanten Stunde mit einem Pint wurden doch drei Stunden mit fünf Pints. Warum auch nicht? Es war gut! Am Sonntag hatten wir eigentlich vor, mit so gut wie der gesamten internationalen Gruppe auf dem ‚Priests Leap’ unterwegs zu sein. Dieser ist der höchste Pass in Irland und verläuft zwischen County Cork (Coomhola) und County Kerry (Kenmare). Nachdem wir uns im strömenden Regen getroffen haben, waren nicht alle so angetan auch
in den 'Glengarriff Woods'
bei diesem Wetter loszustiefeln oder auch loszufahren. Im Endeffekt waren wir von sieben noch drei, aber wir haben uns nicht von den Witterungsbedingungen abhalten lassen. In der Höhe einfach das Auto abgestellt, ging es quer Feld ein über Felsen, Schlamm und vermatschte Gräser. Doch hinter jedem Hügel erschien eine tolle Aussicht, die durch den Nebel auch nur minimal beeinträchtigt wurde. Da ‚kletschnass’ lange untertrieben war, haben wir versucht uns im Auto durch die Heizung wieder leicht ‚anzutrocknen’. Es war nicht möglich. Da die anderen vier nach Castletownbere gefahren sind lohnte es sich nach der Rückkehr nicht so lange auf sie zu warten und so haben wir noch eine schöne Runde über ein paar Kilometer in den ‚Glengarriff Woods’ gedreht. Da das ‚Wasser’ ja auch keine Chance hatte in einem Pub vor dem Feuer zu trocknen haben wir uns in einem solchen auch nicht lange aufgehalten, sondern sind nach Hause gefahren. Mit voller Vorfreude auf eine warme Dusche! Hat eigentlich jemand vorher gesagt, dass es in Irland regnen könnte? Ich kann mich nicht erinnern und habe es auch noch nicht so viel hier erlebt. Jetzt weiß ich es!

Montag, 19. November 2012

XVI. Sorgen?! – Woche 15 (05.11.-11.11.12)

Menschen machen sich wegen vielerlei Sachen sorgen. Ich kann mich da sicherlich zu zählen. Manchmal scheint es unbegründet, manchmal aber auch gerechtfertigt. Doch woher soll man so etwas wissen. Ich habe mir viele Sorgen, Gedanken gemacht wie ich meiner Gastfamilie mitteile, dass ich nicht erst im Juni, sondern schon vor Silvester gehen möchte. Nachdem ich mich entscheiden hatte, habe ich mehrere Abende überlegt, wann ich es denen sagen kann. Wichtig für mich war, dass beide Gastelternteile da sind. Somit ging es schon mal nur am späteren Abend. Naja, ich hatte zwar noch nichts für Januar, aber lange konnte ich die getroffene
Paradies für Zwei- und Vierbeiner
Entscheidung nicht mit mir herumschleppen. Das fühlte ich. Eigentlich fallen mir solche Gespräche nicht schwer. Aber nur, wenn für mich da nichts dran hängt. Ich aber fühle mich halt sehr wohl in der Familie. Was, wenn, die meinen, ich solle dann besser jetzt schon gehen? Was weiß ich, wie sie reagieren. Nachdem ich am Dienstag mit einem Hostel in Dublin telefoniert habe, und es nicht schlecht aussieht, dass ich da im Januar für Unterkunft arbeiten kann, musste ich es hinter mich bringen. Doch wie meine Gasteltern reagiert haben, hätte ich vielleicht insgeheim gehofft, aber nicht gedacht. Nein, solch eine Reaktion hätte ich glaub ich nicht mal gehofft. Die erste Reaktion war: „Life is too short to do something, what you don’t want“. Puhh... Ich möchte das hier ja, aber halt nicht das ganze Jahr und von daher hat er fast genau das gesagt, was für mich vorher den Ausschlag zu meiner
Sonnenuntergang in Kinsale
Entscheidung gab. Auf die Frage, wie es denn Weihnachten aussieht, habe ich denen die Entscheidung gelassen, da ich gerne hier bleibe, aber auch verstehe, wenn sie Weihnachten als Familie verbringen wollen. Immerhin gehe ich ja direkt nach Weihnachten. Nein, sie meinten, dass ich gerne da bleiben kann und wenn ich im Februar noch keine neue Arbeit hätte, könnte ich auch bis dann bleiben. Wenn ich aber in zwei Wochen neue Arbeit habe, könnt ich dann schon gehen. Heftig. Mehr als ein „Thank you“ kam dann auch nicht mehr von mir. Auch Hilfe, um etwas Anderes zu suchen, haben sie mir angeboten. Nein wirklich, mit der Reaktion hätte ich nicht gerechnet. Manchmal muss man einfach etwas riskieren, um zu sehen, dass man sich vielleicht unnötig Sorgen gemacht hat. Seit dem ich mit denen gesprochen habe, merke ich bei mir, dass eine innere Last, ein inneres schlechtes Gewissen abgefallen ist, und ich das Leben noch mehr genießen kann. Mittwoch sind wir mit meiner Gastmutter und einigen Kindern in den ‚Glengarriff Woods’ gewesen, um mit den Hunden ne Runde zu drehen. Manchmal musste man echt aufpassen, dass sie uns nicht umrennen, da sie von hinten häufig
'Barley Cove' - Beach
angeschossen kamen und manchen kleinen Kinderbeinchen dabei durchaus Probleme bereitet hätten. Aber Sorgen machen? Nein, das nicht! Es war ein angenehmer Nachmittag mit einer Horde Kindern, und meinen beiden vierbeinigen Lieblingen. Diese beiden Chaoten werde ich wohl auch sehr vermissen. Sie gehören ja zur ‚direkten’ Familie. Eine Art Sorgen, hat sich meine Gastfamilie wohl am Donnerstagabend gemacht. Vormittags habe ich mal getestet, was ich denn noch alles von meiner Zeit als Fußballtorwart im Internat beherrsche. Ich muss sagen, ich bin zufrieden und glücklich damals nicht die Technik der Bahnschranke imitiert zu haben. Da der Boden
hinter Dünen am 'Barley Cove'



ein wenig glitschig war, ist die Leiter beim Arbeiten weggerutscht, als ich gerade mit vier Dachziegeln oben drauf stand. Irgendwie habe ich es aus Reflex geschafft, diese im Fallen noch aufs Flachdach zu werfen, und selbst bei dem Sturz noch optisch eindrucksvoll abzurollen. Es waren ja auch nur ungefähr zweieinhalb Meter gewesen. Dadurch ist es dann auch nur bei ein paar Schürfwunden geblieben. Wie es aber ohne den Reflex oder das Abrollen ausgegangen wäre, spielt ja auch keine Rolle. Man würde sich ja sonst Sorgen machen. So etwas kann aber meines Erachtens überall passieren. Jedenfalls
Signalturm am 'Mizen Head'
meinte meine Gastmutter am Abend zu mir, dass sie ja auch kein Marathon laufen würde und man eigentlich ja nicht von der Leiter fällt. Ihre Andeutung habe ich direkt verstanden und konnte nur mit einem Schmunzeln antworten. Seitdem arbeite ich jetzt bis Weihnachten halt nur in der Familie und gehe nicht mit meinem Gastvater arbeiten. Auf Grund einer starken Erkältung habe ich darauf verzichtet, am Wochenende abends in Pubs zu gehen. Blöderweise haben sich Freunde an dem Abend einen Gig meines ehemaligen Gastvaters angesehen. Da muss ich ehrlich sagen, dass ich da gerne mitgekommen wäre. Aber wie heißt es so schön? „Ich bin ja keine zwanzig mehr!“ Dann muss ich halt mal darauf verzichten. Aber am Tag hat auch das seine Grenzen. Samstag einen ruhigen Tag mit Freunden in Kinsale verbracht, ging es zu viert (mittlerweile ist auch
auf der Brücke am 'Mizen-Head'
Österreich vertreten) am Sonntag in Richtung ‚Mizen Head’. Dies ist einer der südlichsten Punkte Irlands und beinhaltet eine wahnsinnig tolle Landschaft. Auf dem Weg dorthin waren wir kurz am ‚Ballyrisode Beach’, an dem ich Anfang September mal war um die Sonnenstrahlen im Ozean zu genießen. Länger waren wir am ‚Barley Cove’. Einer der tollsten Strände, die ich bisher gesehen habe. Klares Wasser, feiner Sand, tolle Aussicht auf angrenzende Felsen. Traumhaft. Hier werde ich sehr wahrscheinlich im Sommer noch Mal vorbei schauen. Nun zum ‚Mizen Head’. Ich finde es sehr schade, dass landschaftliche Punkte Eintritt kosten. Sicherlich kann man für das Museum mit
einfach traumhaft
Erklärungen über die Entstehung Eintritt verlangen, für die reine Natur meines Erachtens nicht wirklich. Was soll’s, wir wollten ja zum äußersten Punkt. Und man muss sagen, es hat sich gelohnt. Es lässt sich auch nicht beschreiben, man muss es halt sehen. Einen letzten Weg, herunter zu angrenzenden Klippen, war blöderweise schon
pure Natur
geschlossen, als wir um viertel vor vier am Gitter ankamen. Die Tore sollten aber erst um vier Uhr schließen. Auf Nachfrage meinten sie, dass ein Weg ohne es auf Schildern anzugeben eher geschlossen wird und wir Pech gehabt hätten. Nicht mit mir! Die anderen konnte ich dann auch noch überreden und so sind wir halt über den Zaun gestiegen, wir haben den Eintritt ja bezahlt. Einer von uns hatte ganz schön Bammel vor der Reaktion der verantwortlichen Personen. Ich war da völlig entspannt, weil sie ja selbst sagten, dass es nirgends steht. Vielleicht wäre eine
steile Klippen
Mischung von uns nicht schlecht gewesen. Es hat sich aber gelohnt. Es war super, und einerseits glücklicherweise, andererseits aber auch irgendwie schade der Diskussion wegen, gab es außer böser Blicke keinerlei Reaktion uns gegenüber als wir wieder am Eingang ankamen. Im Dunkeln sind wir dann wieder zurückgefahren. Wegen der Erkältung und dem heftigen kalten Wind war es dann aber auch gut, denn ich war echt platt. Ja was nehme ich aus dieser Woche mit, die viel, sehr viel beinhaltete. Manchmal was Riskieren und ehrlich sagen wenn man sich arbeitstechnisch verändern will. Es ist mein Jahr und mein Weg. Dann wird es auch jeder verstehen oder immerhin akzeptieren. Ich freue mich jedenfalls sehr auf die nächsten Wochen in dieser Familie und weiß dass es mir schwer fallen wird, sie Ende des Jahres zu verlassen. Aber der Weg ist hier nicht zu Ende!

Freitag, 9. November 2012

XV. Sechzehn Tonnen Steine bis zum Ring of Kerry – Woche 14 (29.10.-04.11.12)

Diese Woche waren die Schulen geschlossen, Der bereits erwähnte ‚Mid-term break’ stand an. Als ich ziemlich müde am Montag von dem betrampten Wochenende und der Halloweenparty kam, sah ich nur noch die Reste der älteren Kinder vom Wochenende. Was da genau war, interessiert mich gar nicht, jedenfalls kamen die Eltern und die drei kleinsten erst am Abend von einem Wochenendurlaub wieder. So viel dazu! Ich hatte immerhin gedacht, dass diese Woche ein wenig anders verläuft. Vielleicht mehr Au Pair Tätigkeiten, da die Eltern arbeiten, die Kinder aber im Haus sind. War aber nicht so. Für mich sollte es im Prinzip eine ganz normale Woche werden, in der das Haus nur am Vormittag ein wenig mehr bevölkert wurde. Auch mal schön. Dennoch hatte ich mir diese Woche ein wenig anders vorgestellt. Aber wenn du drei ältere Kinder hast, brauchst du vielleicht auch nicht so sehr ein Au Pair. Das bestärkt mich in der Absicht, mal was Neues auszuprobieren. Allerdings war diese Woche wieder sehr harmonisch und angenehm. Es ist echt eine tolle Familie. An Halloween selbst, kamen einige Trick-or-Treat-Kinder vorbei, die Süßigkeiten haben wollten. Es war echt schön anzusehen, wie glücklich die Kinder waren. Dass die aber einfach so die Süßigkeiten bekommen finde ich ja eigentlich nicht in Ordnung. Wir mussten als Kinder an St. Martin immerhin noch an jeder Tür ein oder zwei Martinslieder singen. Ob die Menschen es wollten, oder nicht. Frei nach dem Motto: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Genauso ist es bei mir hier. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Die
16.000kg Steine
beiden Arbeitstage mit meinem Gastvater hatten es in sich. Als ich am Arbeitsort ankam, sah ich nur eine lange ausgebaggerte Rinne durch den Garten. Das Abwasser ist wohl irgendwo stehen geblieben und nicht abgeflossen. Gut, wird man nen Rohr verlegen und gut ist. Das hab ich mir wohl zu einfach vorgestellt. Auf einmal kam ein großer Laster mit sage und schreibe sechzehn Tonnen Steinen an, die VOR dem Haus abgeladen wurden. Dies bedeutete mit einem Mitarbeiter meines Gastvaters zusammen diese Steine per Schubkarre in den Garten zu befördern und in der Rinne auszuleeren. Zunächst war der Garten nur nass, später, durch das Durchkarren und den leichten Regen wurde es zu einem einzigen Schlammfeld. Das Ende des diesjährigen ‚Hurricane-Festivals’ war nichts dagegen. Mein Rücken blockierte leider ziemlich schnell, aber aufgeben kann ich ja nicht. Also musste ich da durch. Am Ende des Tages hatten wir ungefähr die Hälfte geschafft, und die Rohre verlegt. Die zweite Hälfte sollte am nächsten Tag erfolgen. Jeder Gang wurde echt zu einer Tortur für den Rasen (wenn man die Matsche überhaupt noch so bezeichnen konnte), für die Schubkarre und für uns selbst. Selbst die ausgelegten Planken aus Holz waren mittlerweile unter dem Schlamm vergraben. Es war auf jeden Fall eine lehrreiche Erfahrung, warum und wie solch eine Wasserstauchung behoben wird. Während mein Gastvater am Ende mit seinem Spielzeug, dem Bagger, den Garten wieder einebnete, durfte ich mit einem Wasserschlauch den ganzen Vorgarten und Weg in den Garten säubern. Dies bedeutete den Daumen des Drucks wegen ungefähr ne halbe Stunde auf das eiskalte Wasser drücken. Das der überlebt hat, gleicht echt nem Wunder! Es war schweinekalt. Das man selbst komplett nass und voller Schlamm war brauch ich nicht zu erwähnen. So verschlammt bin ich dann jedenfalls noch in der Stadt gewesen. Man muss ja auch die schönen Seiten des Lebens genießen. Der Freitag war sehr komisch. Zunächst hat mir meine Gastmutter versucht, das Heizsystem zu erklären. Ich hatte die Heizung einmal angemacht, wusste aber nicht, dass sie gänzlich zentral geschaltet ist. Deswegen soll sie nur benutzt werden, wenn alle Türen zu sind. Also auch im Obergeschoss, welches ich bis auf beim Duschen eigentlich nicht wirklich betrete. Normalerweise wird nur
schon halb verzehrt
der Kamin benutzt. Wenn man mir das einmal erklärt ist ja auch gut so, aber ohne Erklärung kann ich es ja nicht wissen. Mir wurde nur mal gesagt, wenn’s kalt ist, soll ich die Heizung anmachen. Naja, was solls. Nun achte ich da halt drauf und gut ist. Samstagmorgen hat sie diese dann mit Türen geschlossen angemacht und mir wieder versucht das zu erklären. Ich glaube, dass ich das wirklich komplizierte Heizsystem eigentlich schon einen Tag vorher verstanden haben müsste, aber gut, ein zweites Mal schadet nicht. Am Freitag habe ich dann mal ein Dinner gekocht, wie es von meiner Oma häufig gemacht wurde. Alle anderen Vorschläge von mir gingen nicht, da es diese Zutaten momentan nicht frisch gibt, und tiefgekühlte Ware kaum verwendet wird. Das finde ich eigentlich auch gut! Es war nur dann schwer etwas zu finden, was man im November zaubern kann. Es wurden dann Reibekuchen mit eigenem Apfelkompott und frischem Salat. Dass das Reiben der Kartoffeln für neun Personen so viel
Rushhour in Irland
Arbeit macht, hätte ich nicht gedacht, aber irgendwann war es auch fertig. Es waren zwar nicht alle da, aber die, die essen wollten, wurden satt. Also waren alle zufrieden und das ist gut so! Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht und war erstaunlicherweise echt lecker, da doch ein paar Zutaten oder Gewürze gefehlt haben. Auch mal wieder frischen Salat zu haben war echt gut! Der fehlt hier echt! Freitagabend wollten wir eigentlich in ein Pub nach Keakill, in welchem Livemusik sein sollte. Da ich sehr früh einen ‚Lift’ bekommen habe, wartete ich noch in einer anderen Familie auf die Basken, die uns abholen wollten. Wie unterschiedlich aber doch gemütlich alle hier wohnen ist echt toll! Ich liebe dieses Land! In Keakill gab es dann aber doch keine Livemusik. Die Kneipe bei mir in Glengarriff, die wir dann aufgesucht haben, hatte tolle Livemusik zu bieten. Rauchige Stimmen und einfach gemütliche tolle
im November im Atlantik
Klänge. Typische irische Pubmusik. Dass dann sogar ein Stoutglas als Musikinstrument genutzt wurde, passt in das Gesamtbild. Am Ende hat sogar ein Freund der Basken ein eigenes Lied auf Baskisch gesungen. Ungezwungene und angenehme Atmosphäre! Trotz der Gegenargumente meiner Gastmutter, die meinte, dass das Wochenende oder der Winter allgemein sehr ungünstig für den Ring of Kerry ist, sind wir zu viert diesen am Samstagmorgen angegangen. Es war traumhaft. Wechselhaftes Wetter brachte uns tolle Aussichten aber auch neblige Küsten. Selbst im eiskalten Ozean waren wir kurz mit den Füßen und sahen schneebedeckte Gipfel der Berge. Ohne Zeitdruck und ohne ein geplantes Hostel sind wir los, haben im Auto immer mal wieder auf ne Karte oder in einen
felsiges Irland
Reiseführer geschaut und haben dadurch sehr viele schöne, aber auch touristisch nicht arg erschlossene Bereiche gesehen. Und immer wenn wir wollten, wurde am Straßenrand geparkt und für ne Zeit lang ausgestiegen, auf Steinen rumgeklettert oder einfach tolle Ecken Irlands und speziell der ‚Iveragh-Halbinsel’ entdeckt. Einmal konnten wir auch aussteigen und neben dem Auto herlaufen. Es war Rushhour. Eine Horde Kühe wurde seelenruhig über beide Fahrspuren getrieben bis es irgendwann links auf ein Feld ging. Ja, da war sie, die Rushhour
zum genießen
in Irland. Als es langsam dunkel wurde, haben wir einfach im nächsten Dorf gehalten, das wahrscheinlich einzige Hostel angefragt und für einen günstigen Preis ein Zimmer zu viert bekommen! Das sind halt auch die Vorteile, wenn man den Ring of Kerry nicht in der Hochsaison umkurvt. Zudem sind die Straßen natürlich leerer und die Atmosphäre doch ein wenig idyllischer. Abends noch ein wenig Livemusik in einem Pub genossen, ging die Nacht aber nicht so lang um morgens wieder mehr oder weniger fit auf die zweite Hälfte der Umkurvung zu starten. Dort wartete ein Strandspaziergang bei Regen am ‚Rosbeigh Beach’, oder Dünengänge bei kurzer Trockenheit. Am Ende konnten wir noch im ‚Killarney National Park’ schöne Minuten verbringen, bevor es im Dunkeln dann zurückging. Ein echt traumhaftes Wochenende! Und manche Ecken kann man im Sommer dann ja noch mal besuchen. Aber nur wegen dem Wetter auf die ganze Tour zu verzichten wäre echt zu schade gewesen.

Montag, 5. November 2012

XIV. Themenwoche Auto – Woche 13 (22.10.-28.10.12)

Wenn man eine Zeit lang in Irland verweilt, kann man sich Gedanken machen, an welchen Stellen die englische Sprache am meisten trainiert wird. Beim ‚Familienduell’ hätte ich sicherlich ‚die Arbeit’ oder ‚in der Gastfamilie’ als Topantwort angegeben. Doch bei mir lautet die Topantwort mit Abstand: ‚Beim Trampen’. Warum? Ja, warum eigentlich? Ich bin gezwungen, überall hinzutrampen, wenn ich mal ein paar Dinge außerhalb des Hauses sehen oder erleben möchte. Sei es in die ‚Town’ nach Bantry, in ein Pub, zu den Glengarriff Woods oder wo auch immer hin. Die Kombination aus der Notwendigkeit und der Freundlichkeit der Iren lässt mich fast jeden Tag überall hin und her trampen. Sicherlich ist es kompliziert im Dunkeln einen ‚Lift’ zu finden, aber auch wenn es mal nen Stündchen dauert, eigentlich hält immer jemand. Und wenn man dann im Auto sitzt, ist es doch extrem blöd die normalerweise rund zehn bis zwanzig Minuten schweigend daneben zu sitzen. Also unterhält man sich über grundverschiedene Themen. Mal über Belangloses, mal über die Eindrücke von Irland, mal über Politik, aber auch mit einer amerikanischen Hippie-Mutter über Umweltverschmutzung im Mississippi im Vergleich zum Rhein. Eine interessante Fahrt war mit drei Studenten, die ganz stolz waren, dass sie etwas aus Deutschland kennen: Rammstein! Die Musik von denen hatten sie zufällig auch gerade auf dem MP3-Stick, sodass wir in Irland auf ner Landstraße erstmal richtig schön laut Rammstein gehört haben. Irgendwann hab ich mal angefangen denen die Texte simultan zu übersetzen. Daraufhin waren sie sehr verwundert über was für einen Scheiß doch ‚gesungen’ wird. Sie konnten die Texte übrigens auswendig vollkommen ohne Fehler, die Aussprache mal übergangen, mitsingen ohne überhaupt einen blassen Schimmer zu haben, was sie da singen. Sehr amüsant alles. Doch warum halten die Autos an? Und das auch noch im Dunkeln, wenn am Rand ein Mann in dunkler Jacke steht. Okay, böse sehe ich jetzt wahrscheinlich nicht aus, aber wer weiß das schon? Eine End-Fünfzigerin meinte dazu nur, dass sie es als Jugendliche und Studentin selbst gehasst hat, wenn die Autos nicht stehen blieben, also muss sie ja jetzt auch halten. Und bisher waren es immer aufgeschlossene, freundliche Menschen. Na dann hoff ich ja mal, dass das noch viele weitere Menschen in den kommenden Monaten so sehen. Dass man das Trampen aber noch perfektionieren kann, habe ich am Wochenende gelernt. Dazu später mehr! Zunächst bin ich an einem
Glengarriff von oben
Vormittag zu einem Aussichtspunkt in den ‚Glengarriff Woods gelaufen. Der Blick ging über das gesamte Glengarriff bis hin nach Bantry und über ‚Bantry Bay’. Wahnsinn. Das tolle ist immer wieder, dass man durch irgendwelche Natur läuft, scheinbar durchs nichts, und sich dann plötzlich solch tolle Punkte zeigen. Die Arbeit war diese Woche nicht sonderlich spannend. Zeit hatte ich allerdings den Entschluss für mich zu fassen, auf keinen Fall mehr was für Dezember zu suchen, da mich das Suchen von dem Genießen des Lebens, welches hier echt toll ist, abhält. Andererseits aber für mich festzumachen, vor Silvester die Familie schweren Herzens zu verlassen und etwas Neues machen zu wollen. Irland schreit noch nach so vielen Erfahrungen und die Erfahrung die ich in den beiden Familien erhalten habe, werde ich keinesfalls vergessen, sondern das Positive mitnehmen. Und ich hoffe bis dahin ja auch noch viel Neues zu erfahren. Allerdings muss ich auch so ehrlich zu mir selbst sein, dass Wohlfühlen eben nicht Alles ist. Die Arbeit ist halt nicht solche, die ich mir für ein ganzes Jahr vorstelle. Ich hoffe, dass meine Gastfamilie das auch irgendwie versteht und ich noch die Wochen bleiben kann. Ich würde es mir wünschen. Das Wochenende war kein Gewöhnliches. Es stand der ‚Oktober-Bank-Holiday’ an. Das bedeutet, der Montag ist für die meisten Arbeitnehmer frei und passend dazu beginnt dann auch noch der einwöchige ‚mid-term break’ an den Schulen, welcher üblicherweise über ‚Halloween’ liegt. In
Jazz-Festival
Cork City stand an dem Wochenende ein Jazz-Festival an. Vielleicht waren wir ein bisschen spät mit der Planung, jedenfalls wollten wir dorthin, hatten aber keine Möglichkeit mehr ein Schlafplatz in einem Hostel zu erhaschen. Alles war voll. Gut, dann halt nicht zu dem Festival, würde man jetzt vielleicht denken. Nö, dann halt nicht schlafen denken wir uns. Im Endeffekt waren wir nur noch zu zweit, aber das Leben ist zum Leben da, wie ich an meiner Abschiedsfeier in Osnabrück ‚eingetrichtert’ bekommen habe. Da ich am Samstag nicht arbeiten musste, konnte ich das Angebot annehmen nach Cork mitgenommen zu werden. So trafen wir uns dann am Abend in Cork. In der Zwischenzeit habe ich schon ein wahnsinnig gutes Jazz-Konzert im ‚Woodford’ der Band ‚The Swingin' Bluecats’ genießen dürfen. Mit einem Kontrabass, zwei Saxophonen, einer Gitarre und einem Schlagzeug bewaffnet, brachten sie die weitläufige Kneipe zum tanzen. Herrlich. Später haben wir noch die eine oder andere Jazz-Combo gesehen, bevor es Musik aus der Anlage gab. Auf jeden Fall ein gelungener Abend zu dem sich später noch einige Deutsche mehr gesellten. Einen Sessel in einer Hostel-Lobby zu bekommen, scheiterte daran, dass man die Buchungsbestätigung am Eingang vorzeigen musste. Kurzum, blöd! So blieb uns der Gang zurück zu Macces nicht erspart und wir waren froh, wach (schlafend wurde
Cork City um 6.40 Uhr
man sofort geweckt) im Warmen bleiben zu können. Ein Kaffee um fünf Uhr in der Nacht ist doch auch etwas Schönes. Los ging der Trip zurück dann um 6.40 Uhr. Der erste Bus fuhr erst um zehn Uhr, sodass wir uns dachten, dass Trampen ja nicht so schwer sein kann. Ja nur an welchem Ort in einer Großstadt (für irische Verhältnisse) findet man jemanden, der zwei bekloppte Deutsche nach Bantry fährt. Wir wussten nur an Hand der aufgehenden Sonne in welche Richtung wir mussten. Manche sagen da auch berechtigterweise planlos zu, ich würde es als vollkommen bescheuert ansehen, nicht mal eine Karte mitzunehmen. Der befragte Taxifahrer half uns zwar mit der Erklärung nach dem Weg, hat uns aber eher nur ausgelacht, an einem Sonntagmorgen an einem verlängerten Wochenende aus einer Stadt in die Pampa trampen zu wollen. Da hat er wohl nicht Unrecht. Vorweggenommen: Wir kamen an! Auf dem eineinhalbstündigen Fußweg aus der Stadt heraus zu einem ‚Einstiegspunkt’ halfen uns Taxifahrer, Tankstellenbesitzer und ein Rentner mit ‚Google Maps’ auf seinem I-Phone. So wussten wir schlussendlich, dass es an einem Kreisverkehr in leicht anderer Richtung am besten sei Fahrer zu finden und wir erhielten ein Stück Pappe um ein Schild mit ‚Direction Bantry’ zu erstellen. An
89km vor Bantry
dem Punkt angekommen (ab dort 89km bis Bantry), dauerte es über eine weitere Stunde bis wir mitgenommen wurden. Ein Opa war auf dem Weg zu seinem Ferienhäuschen in Clonakilty und war verdammt gut drauf. Trotz vollkommener Müdigkeit haben wir die gesamte Stunde Autofahrt erzählt, auch wenn mir die Geschichte um die zweite Tochter nicht mehr ganz einfällt. Wahrscheinlich gingen auch mal kurz die Augen zu. Durch Nachfragen ist ihm das aber nicht aufgefallen. Glaub ich zumindest. Wir haben uns so verquatscht, dass er sogar weiterfuhr und uns in Skibbereen rausließ um dort, statt in Clonakilty, dann halt einkaufen zu gehen. Richtig gut. Sogar meinen Mitstreiter hat er auf der Fahrt leicht auf die Schippe genommen, da es ihm augenscheinlich nicht so gut ging. Ob es auf den Abend oder eine Autokrankheit zurückzuführen ist, lasse ich mal dahingestellt. Nach über einer weiteren Stunde warten, wurden wir dann bis nach Bantry mitgenommen. Es war sehr schwer den Mann zu verstehen, da er mir aber sehr suspekt vorkam und dann auch noch einen Schleichweg fuhr waren wir beide hellwach und Gesprächen nicht abgeneigt. Wahrscheinlich war auch er einfach nur nett, aber ehrlicherweise waren wir beide froh, als wir um 11.30 Uhr am Square in Bantry ankamen. Also nach vier Stunden und fünfzig Minuten. Der Bus kam übrigens um 12.30 Uhr an. Sicherlich wäre es einfacher gewesen, aber lange nicht so verrückt! An diesem Sonntag sollte in Bantry auch noch ein Autorennen stattfinden: Die ‚Fastnet Rally-Championship’. Auch wenn es wegen der Müdigkeit nicht ewig
Rally-Championship
war, ne gute Stunde habe ich mir das Rennen noch angeschaut. Dieses ging gegen die Zeit, sodass an einer Kreuzung ständig Autos vorbeikamen. Richtig laut, aber ein toller Event. Dann ging langsam nicht mehr viel, sodass ich mich wohl oder übel zwei Stunden hinhauen musste. Länger ging nicht, denn es musste ja noch was gegessen werden, bevor es zu einer Halloween-Geburtstagsparty ging. Okay, ich hatte keine Ahnung wer die einladende Person wirklich ist, aber es war eine spaßige Angelegenheit. In meinem Tigerkostüm konnte ich zwar nicht gegen die Jamaikanische Laufstaffel (im Morphsuit) mithalten, aber es passte dennoch. So endete eine Woche im Namen des Autos, die viele verrückte Dinge bereithielt. Eine kleine Anmerkung zum ganzen Trampen. Freitagabend passierte es das erste Mal, dass mich nach anderthalb Stunden kein Auto aus der Kälte befreien wollte und wir uns dann entschieden nicht nach Coomhola sondern in meiner Richtung ein Pub zu besuchen. Man muss ja auch mal Pech haben. Es soll aber die Ausnahme bleiben!