Montag, 22. Oktober 2012

XI. Gedankenspiele– Woche 10 (01.10.-07.10.12)

Ist es wirklich diese Art von Arbeit, die ich so lange machen möchte? Diese Gedanken machte ich mir häufiger diese Woche. Ein wirkliches Au Pair ist es nicht. Aber das wusste ich ja auch.
nah und doch so schön
Ich helfe zu Hause und zwei Tage meinem Gastvater. Wenn ich wirklich was zu tun habe bei der Arbeit, ist es auch gut. Häufig jedoch ist er mal eben weg. Nur dieses ‚Mal eben’ zieht sich auch schon mal über mehrere Stunden. Das wäre ja alles noch kein Problem, wenn ich nicht da stehen würde ohne was tun zu können und ohne zu wissen, wann er wiederkommt. Auf der anderen Seite fühle ich mich wirklich wohl in der Familie. Die Kinder sind toll – wenn sie denn alle da sind – und das Familienleben harmonisch. Eine Großfamilie halt. Ich habe viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Immer wieder löst sich das gute Gefühl in der Familie den doch häufig wartenden Momenten bei der Arbeit ab. An den Tagen im Haus ist es das Selbe. Frei habe ich erst wirklich am Abend, wirkliche Zeiten wann ich arbeiten muss gibt es nicht. Aber viele Freiräume, in denen ich nichts zu tun habe. Die Folge ist, dass es
sheep on road
schwer fällt, etwas für den Abend zu planen. Ja, ein komisches Gefühl. Eine schwierige Frage, die mich wohl noch ein wenig beschäftigen wird, und die ich nicht von heute auf Morgen beantworten kann. Dennoch habe ich mich nach interessanten Alternativen umgesehen. Nur eines ist für mich klar. Eine andere Familie hier in der Gegend möchte ich nicht. Wenn ich mich entscheide die tolle Familie wirklich irgendwann zu verlassen, dann um etwas ganz anderes zu machen. Dies bedeutet auch, aus dem wunderschönen West-Cork in einen anderen Teil von Irland zu gehen.
Dennoch gab es in dieser Woche natürlich auch andere Dinge zu berichten. Im strömenden Regen habe ich mich auf einen der angeblich sieben Wanderwege rund um
'Barley Lake' in der Dämmerung
Glengarriff gemacht. Idealerweise läuft der direkt an unserem Haus vorbei. Vor dem Losgehen (und auch nach Ankunft) war es ja auch trocken, sodass ich keine Gedanken gegen eine kleine Wanderung gehabt habe. Trotz triefendnasser Ankunft war es angenehm, mal etwas von der direkten Umgebung zu sehen. Den gleichen Weg habe ich dann noch mal im Trockenen gemacht, was noch viel toller war. Am Wochenende gab es abends hier und da ein kleines Pint im Pub, gelegentlich auch mal eins mehr. Am Samstag musste ich tagsüber arbeiten. Dies war der Ausgleich dafür, dass ich für das ‚Ploughing Championship’ an einem Mittwoch frei bekommen habe. Da ich wusste, dass die anderen Au Pairs gegen 14 Uhr ins kleine Städtchen Kenmare aufbrechen wollten, habe ich gefragt, ob ich eher anfangen kann (um nicht wie geplant von 9-15 Uhr zu arbeiten). Als Antwort kam nur, dass mein Gastvater zeitig da wäre. Okay, ich habe dann morgens ab sieben Uhr zwei Stunden gewartet, hier und da schon was gemacht. Da ich nicht wusste, dass es um Holz zerkleinern für den Kamin gehen soll, konnte ich damit ja noch nicht anfangen. Mein Gastvater war doch ein wenig verwundert, dass ich überhaupt keine Pause machen wollte, aber mit dem frühzeitigen Anfangen und keinerlei Pausen, durfte ich dann pünktlich gehen. Wenn auch mit einem Murren und der noch nicht komplett
Miniaturland
fertigen Arbeit. Das war aber nicht meine Schuld sondern lag an den Pausen der anderen. Es wäre doch echt ärgerlich gewesen, bei bestem Wetter ne Stunde zu spät fertig gewesen zu sein. So hat es sich wirklich gelohnt. Es war ein schöner Tag in Kenmare, an deren Ende wir in der Dämmerung noch zum ‚Barley Lake’ gefahren sind. Einfach wunderschön. Ein See auf einem Berg. Auf dem Weg dahin, kam uns wirklich nichts entgegen. Wieder mal waren es einzig Schafe, die die Straße überquerten und auf die geachtet werden musste. Schilder für diese lebenden Hindernisse sind natürlich eminent wichtig. Samstagabend haben wir im Pub noch die Schwester von einem Volunteer hier getroffen. Die war ihn hier besuchen. Soweit ja nichts Besonderes. Selten dämlich war nur, dass er selbst zur gleichen Zeit Urlaub in Österreich gemacht
einsames Auto
hat. Aus solch einer Situation sollte man lernen und sie versuchen bei der eigenen Planung zu vermeiden! Ich glaube aber auch nicht, dass bei meinem Organisationssinn solch etwas passieren könnte. Am Sonntag sind wir mit zwei Autos nach Clonakilty gefahren. Das war nötig weil eine von uns zwei Au-Pair Kinder dabei hatte. So war es ein schöner, kindgerechter Ausflug in ein nettes Städtchen am Ozean. Diese Tour beinhaltete den Besuch in einem Eisenbahnminiaturland, in dem die kleinen, sagen wir mal ‚Käffer’ in der Umgebung nachgebaut wurden. Sehr schön gemacht, allerdings zu Irland-typischen Preisen.
die Klippen
Eine Fahrt in einer Bummelbahn durch die Stadt durfte natürlich auch nicht fehlen. Abends haben wir uns aufgeteilt und so sind wir zu zweit noch nach Baltimore gefahren. Als wir den von uns gesuchten Aussichtspunkt dann endlich gefunden hatten, glich der Parkplatz ‚dem Ende der Welt’. Nett gesagt, war es ein Wendehammer,
keinen Schritt weiter
ehrlich gesagt, kam danach nichts mehr, sondern es ging nach einem Stück Grün bergab. Von dort aus konnte man noch kurz einen kleinen Berg besteigen und war dann am ‚Beacon’ angekommen. Es ist wohl die bekannteste Sehenswürdigkeit Baltimores. Ich selbst fand dieses Gebilde zwar interessant, aber viel bewundernswerter war der Ausblick. Ohne jeglichen Zaun ging es von diesem Aussichtspunkt in die Tiefe. In die Tiefe des Ozeans aber auch
der 'Beacon'
vieler Gesteine. Wundervoll! Auf Grund des sehr starken Windes und konstantem Regens musste man schon gut aufpassen. Aber wir wollten ja nur mal einen Blick wagen, die Aussicht genießen und uns nicht in Lebensgefahr begeben. Somit ließen wir zwischen uns und dem Abgrund immer noch ein, zwei Meter Grünfläche. Der kurze Trip nach Baltimore hat sich auf jeden Fall sehr gelohnt. Wie man mich kennt, werde ich mir in der kommenden Woche wahrscheinlich wieder viele Gedanken machen. Gedankenspiele hier und dort, die beim nächsten Warten, aber auch bei den nächsten angenehmen Momenten in der Familie intensiviert werden. Wie man mich aber auch kennt, konnte ich nicht davon ablassen, mir Tickets für das Länderspiel in Dublin zu besorgen. Es war zwar kurzfristig und teuer, aber die Tickets sind angekommen. In der Hoffnung, dass alles klappt, freue ich mich auf das nächste Wochenende in Dublin!

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