Mittwoch, 24. Oktober 2012

XIII. Kindergeburtstag und Telemark– Woche 12 (15.10.-21.10.12)

Vormittags wollte ich endlich mal die Zeit versuchen ein wenig besser zu nutzen. Zunächst war ich in Bantry und habe dort erfahren, wie unangenehm teuer es ist, mal ein paar Sachen nach Hause zu schicken. Dies fällt somit flach. Es gibt aber auch Wichtigeres Das Trampen zurück nach Glengarriff ging dieses Mal über vier Autos. Dadurch hatte ich aber die Möglichkeit den Ozean bei Ebbe ein wenig genauer zu erkunden. Einfach
Dach reparieren
mal hinauslaufen, nur mit dem Gedanken, nicht vom Wasser überrascht zu werden. Dieses war zwar wieder am Kommen, aber genug Zeit bleib dennoch. Leider hat meine Speicherkarte Mitte der Woche den Geist aufgegeben, sodass es von den Tagen keinerlei Fotos gibt. Aber Dublin war gesichert und alles weitere ist Zweitrangig. Am Dienstagabend gab es einen Sprachkurs in Bantry. Trotz irgendwelcher Argumente der Familie, die erstens meint, ich bräuchte den nicht, zweitens, dass das zeitlich nicht passt, obwohl ich zu der Zeit schon einige Stunden gearbeitet habe und drittens und viertens und so weiter, durfte ich dahin trampen und daran teilnehmen. Es war echt angenehm und son paar Sachen von grammatischem Background schaden ja auch nicht. Wie oft ich in den kommenden Wochen teilnehmen kann, weiß ich noch nicht. Da es aber scheint, dass er komplett kostenlos ist, oder immerhin in den ersten Wochen, kann ich ja einfach gucken, wann ich die Möglichkeit habe. Mit den
Weitblick
Anderen ging es danach noch in nen Pub und es war schön, um auch mal wieder neue Menschen, neue Arbeitsbereiche und neue Ansichten kennen zulernen. Neu waren zwei Basken und ein anderer Deutscher. Durch die Basken war es dann aber glücklicherweise Pflicht, mit den Deutschen Englisch zu reden. Also ein gelungener Abend. Am ersten der beiden Bau-Arbeitstage haben wir eine etwas längere Aufgabe fertig gestellt. Das Dach ist professionell repariert. Durch die einsamen Wartezeiten zwischendurch haben sich meine Gedanken intensiviert, trotz Wohlfühlen möglicherweise Anfang Dezember schon die Segel zu streichen. Nur ob ich etwas Interessantes finde um frühzeitig Bescheid zu sagen, bleibt wahrscheinlich zweifelhaft. Der zweite Arbeitstag war wiederum echt interessant. Wir haben aus alten Bahngleis-Hölzern eine Treppe gebaut, die von der Terrasse in den Garten führt. Das Endprodukt
oben angekommen
sah echt gut und interessant aus und es war ein Arbeitstag wie ich ihn mir eher vorstelle. Zusammenarbeiten, minimal auch helfen können beim Entwickeln und nicht einfach nur abgestellt werden. Hinzukam viel Sonne und nette Hauseigentümer die den positiven Aspekt abrunden. Sicherlich macht man sich da wieder Gedanken in die andere Richtung, aber das bringt ja alles nichts. Dass ich mir aber im Oktober in Irland einen richtig schönen Sonnebrand hole, hätte ich beim besten Willen nicht gedacht. Abends wurde noch sehr klein der Geburtstag der nun sechs-jährigen gefeiert, die schon über einen Monat die Tage herunter gezählt hat. Nach einem Pubabend am
auf dem Top des 'Sugar Loaf Mtn.'
Freitag stand Samstag die Kindergeburtstagsfeier auf dem Programm. Es sollte eine Halloween-Party sein. Vorweggenommen war es echt ein guter Ausgleichstag für das Freibekommen am Dublin-Wochenende. Es waren um die fünfundzwanzig Kinder eingeladen, und das beanspruchte natürlich Vieles an Vorbereitung und Hilfe bei der Durchführung. Es war ein toller Nachmittag. Das Haus voller Kinder und ich konnte ehrlich zu der Kleinen sagen, dass sie tolle Freunde hat. Am Abend war ich noch etwas kürzer als sonst in Bantry, da am nächsten Tag eine Wanderung auf einen Berg geplant war. Wir, die
Natur Irlands
beiden Basken, ein anderes Au Pair und ich, wollten den über 500m hohen ‚Sugar Loaf Mountain’ besteigen. Dafür musste der aber erstmal gefunden werden. Nach vielem Nachfragen fanden wir dann einen Startpunkt und nach mehrmaligen ‚Auto anschubsen’ aus dem Schlamm auch einen Parkplatz. Ob es aber der gesuchte Berg war, war uns bis zum Abend nicht klar. Aber es war ein toller Berg. Da der Weg über den Berg von Adrigole nach Glengarriff führte, unser Auto aber in Adrigole stand wollten wir ‚on the top’ wieder umdrehen. Doch wo war der ‚Top’? Immer weiter, immer weiter, sahen wir nicht mehr viel Höheres und
unten angekommen
haben dann zu guter letzt noch einen steilen ‚Shortcut’ auf einen hohen Punkt gemacht. Später erfahren, war wohl der ‚Top’ ein paar wenige hundert Meter weiter auf dem ‚Wanderweg’, aber durch den ‚Shortcut’ waren wir mindestens auf gleicher Höhe, wie der anscheinend ausgewiesene Punkt. Es war jedenfalls eine tolle Wanderung bei nicht angekündigtem erstaunlich gutem Wetter, die insgesamt um die fünfeinhalb Stunden dauerte. Ganz oben haben wir schon die sehr windigen Verhältnisse gespürt und beim Abstieg wurden dann auch noch verstärkt die glitschigen, rutschigen und vor allem schlammigen Bodenverhältnisse deutlich. Sehr gut erprobt waren wir am Ende in der ‚Telemark-Landung’, auch wenn es häufig zum Nachteil einer sauberen Hose, oder eines geplatzten Joghurts im Rucksack war. Aber es gibt ja Schlimmeres. Wie nach jedem Wochenende ging es am Ende glücklich, dreckig und sehr müde zurück nach Hause.

XII. Gänsehautatmosphäre– Woche 11 (08.10.-14.10.12)

Sicherlich, die Woche war geprägt von dem Wochenende in Dublin. Es war einfach toll da. Dazu aber später mehr. Vorher gab es ja auch noch vier Tage. Montags habe ich mit den jüngeren Kindern einen nicht gerade
einfach bekloppt
tollen, aber notwendigen Job gehabt. Klar ist es toll von zwei bekloppten Hunden umgeben zu sein, die einen glücklich anspringen und einfach umher springen wenn man kommt. Von Nachteil ist aber, dass die natürlich auch nur bekloppten Unfug im Kopf haben. Das Umschubsen von Mülltonnen kombiniert mit Wind ist da vielleicht lustig anzusehen, aber nicht toll für das Aufräumen! So haben wir uns zu dritt in den weitläufigen Garten aufgemacht und Müll gesammelt. Aber den beiden Chaoten kann man ja nicht böse sein! Meine Arbeit sah diese Woche so aus, dass wir in einem Rohbau einen Kamin erstellt haben. Dafür durfte ich mit so nem Riesenbohrer den Beton erstmal rausfräsen. Mir kam es so vor wie das Abfräsen vom Fleisch bei nem Dönerspieß. Vielleicht hätte ich mir doch mal diese Technik von Metin in Osna zeigen lassen sollen. Dann hätte es auch direkt gut geklappt und die Übungsphase wäre kürzer gewesen. Auch so war ich irgendwann fertig und durfte dann mit so nem ätzenden Zeugs rumspielen um alte Ziegelsteine wieder nützlich zu machen. Im Vergleich dazu war der Rest
im Phoenix-Park
des Tages weniger interessant und das ganztägige Gerüst abbauen am folgenden Tag auf Dauer echt anstrengend. Ein Pint am Abend lässt aber so manches verschmerzen. Donnerstagabend habe ich dann eben meine Sachen gepackt und bin los nach Bantry. Wir, ein Freund und Ich, mussten schließlich früh morgens ab Bantry los. Gut, der geplant kurze Pubabend endete auch nicht vor halb drei in der Nacht und von daher war die Busfahrt am nächsten Tag eher schläfrig. So hatte ich auch keine Zeit mich über den dummen Busfahrer zu ärgern, der einen deutschen Studentenausweis nicht akzeptieren wollte. Gegen zwölf bei strahlendem Sonnenschein in Dublin angekommen, wurden erstmal die Trikots ausgepackt. Man muss ja schließlich zeigen, wo man herkommt. Wir wurden mit dem Gladbach- und Lauterntrikot somit nicht nur von den Iren komisch angeguckt, sondern auch manche Deutsche konnten sich mit den Farben nicht so gut anfreunden. Aber gegen die Ein oder andere Diskussion bin ich ja wie bestens bekannt nicht abgeneigt. Bei dem Wetter war der Phoenix-Park die beste Wahl und konnte mit einem Bierchen genossen werden. Die Stadt füllte sich immer mehr mit Deutschen und im Bereich des ‚Temple Bar’-Viertels waren kaum noch Iren erkennbar. Es war eine sehr angenehme Atmosphäre und durchweg gute Stimmung auf allen Seiten. In Dublin etwas Bezahlbares zu essen zu finden,
Trikottausch
ist gar nicht so leicht. Dennoch lachte uns auf einmal ein Laden an, der für dieses Gebiet Außergewöhnliches zu bieten hatte. ‚All-you-can-eat’ für 6,50 Euro. Es schmeckte sogar noch super, und so gingen wir dann vollgefuttert in Richtung Stadion. Pünktlich im Stadion hatte sich aber alles gut gelegt und wir konnten die einzigartige Atmosphäre einfach nur noch
vor dem 'Aviva-Stadium'
genießen. Wir hatte zehn Tage vorher erst Karten bestellt und beste Sicht direkt an der Mittellinie gehabt. Einfach gut! Rund um uns herum waren nur Iren, und auch wir haben uns vorher gesagt, dass das wichtigste eine tolle Atmosphäre, schöne Tore und ein tolles Spiel ist. Also wichtiger als ein deutscher Sieg. Dennoch ist man natürlich für die eigene Elf. Bekanntermaßen war alles dabei, wenn auch die Spannung am Ende ein wenig fehlte. Ich habe mein Irland-Trikot unter dem der Borussia angehabt und wollte es bei nem Irland-Treffer lüften. Gut, da es nur der Ehrentreffer in der 90. Minute war, mag es ein wenig ironisch gewirkt haben, aber so war es wirklich nicht gemeint. Die Stimmung während dem gesamten Event war einfach toll. Gänsehaut pur, als die Irische Nationalhymne gesungen wurde, oder die Supporters einfach für Stimmung
beste Plätze
gesorgt haben. Die deutsche Nationalhymne war bei dem Gedudel zunächst ein wenig komisch. Als wir gecheckt haben, dass sie schon läuft und es kein Vorspiel ist, haben wir dann ein wenig verspätet auch eingesetzt. Da um uns herum ja nur Iren waren, hat es ja auch keiner gemerkt! Ich frage mich, ob im Fernsehen auch zu sehen war, dass die deutsche Fahne über zwei Minuten falsch herum auf dem Platz gehalten wurde? Das haben jedenfalls auch die Iren gemerkt und hatten sichtlich Spaß dabei! Alles in Allem kann man nur sagen: Geil!
suche den Fehler
Ich hätte mich geschmeidig in den Allerwertesten gebissen, wenn ich darauf verzichtet hätte. Die Nacht haben wir bei einem Volunteer aus Dublin auf der Couch verbracht mit dem wir abends nach dem Spiel auch noch in nem Pub waren. Er hat das Ticket von seinem Chef geschenkt bekommen. Auch nen tolles Geschenk! Am nächsten Tag waren wir am Strand in Dublin und sind auf eine Insel
Blick von der Insel auf Dublin
gewandert. Es war schließlich wieder super Wetter. Nachmittags war ich dann nur noch alleine unterwegs, weil der andere von uns zurück nach Bantry gefahren ist um dort am Sonntag bei nem Fußballspiel auf der Bank zu sitzen. Naja! Ich habe jedenfalls noch schön die Atmosphäre in Dublin genossen, hier und da was gesehen, tolle Gespräche gehabt und am Abend zufällig einen Straßenkünstler bewundern können, der neben
vor der abschließenden Jonglage
ganz viel Show auch richtig gute Jonglage gezeigt hat. Der Höhepunkt war die Jonglage mit einer laufenden Kettensäge, einem langen Messer und einer Handgranate. Einzeln sicherlich schon eine Herausforderung, in der Kombination der unterschiedlichen Größen aber richtig gut! Am Sonntag bin ich dann noch zum Gottesdienst in die St. Patrick’s Cathedral gegangen und habe mir diese danach noch in aller Ruhe angeschaut. Wenig später war dann auch meine Zeit in Dublin um, und ich bin hundemüde im Bus sehr schnell eingeschlafen. Auf das Trampen am Abend konnte ich glücklicherweise verzichten, da ich mir schon im Bus eine Mitfahrgelegenheit gesichert habe. Ein Rundum tolles Wochenende, nach einer Woche, in der ich ähnliche Gedankenspiele hatte, wie in der Woche zuvor.

Montag, 22. Oktober 2012

XI. Gedankenspiele– Woche 10 (01.10.-07.10.12)

Ist es wirklich diese Art von Arbeit, die ich so lange machen möchte? Diese Gedanken machte ich mir häufiger diese Woche. Ein wirkliches Au Pair ist es nicht. Aber das wusste ich ja auch.
nah und doch so schön
Ich helfe zu Hause und zwei Tage meinem Gastvater. Wenn ich wirklich was zu tun habe bei der Arbeit, ist es auch gut. Häufig jedoch ist er mal eben weg. Nur dieses ‚Mal eben’ zieht sich auch schon mal über mehrere Stunden. Das wäre ja alles noch kein Problem, wenn ich nicht da stehen würde ohne was tun zu können und ohne zu wissen, wann er wiederkommt. Auf der anderen Seite fühle ich mich wirklich wohl in der Familie. Die Kinder sind toll – wenn sie denn alle da sind – und das Familienleben harmonisch. Eine Großfamilie halt. Ich habe viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Immer wieder löst sich das gute Gefühl in der Familie den doch häufig wartenden Momenten bei der Arbeit ab. An den Tagen im Haus ist es das Selbe. Frei habe ich erst wirklich am Abend, wirkliche Zeiten wann ich arbeiten muss gibt es nicht. Aber viele Freiräume, in denen ich nichts zu tun habe. Die Folge ist, dass es
sheep on road
schwer fällt, etwas für den Abend zu planen. Ja, ein komisches Gefühl. Eine schwierige Frage, die mich wohl noch ein wenig beschäftigen wird, und die ich nicht von heute auf Morgen beantworten kann. Dennoch habe ich mich nach interessanten Alternativen umgesehen. Nur eines ist für mich klar. Eine andere Familie hier in der Gegend möchte ich nicht. Wenn ich mich entscheide die tolle Familie wirklich irgendwann zu verlassen, dann um etwas ganz anderes zu machen. Dies bedeutet auch, aus dem wunderschönen West-Cork in einen anderen Teil von Irland zu gehen.
Dennoch gab es in dieser Woche natürlich auch andere Dinge zu berichten. Im strömenden Regen habe ich mich auf einen der angeblich sieben Wanderwege rund um
'Barley Lake' in der Dämmerung
Glengarriff gemacht. Idealerweise läuft der direkt an unserem Haus vorbei. Vor dem Losgehen (und auch nach Ankunft) war es ja auch trocken, sodass ich keine Gedanken gegen eine kleine Wanderung gehabt habe. Trotz triefendnasser Ankunft war es angenehm, mal etwas von der direkten Umgebung zu sehen. Den gleichen Weg habe ich dann noch mal im Trockenen gemacht, was noch viel toller war. Am Wochenende gab es abends hier und da ein kleines Pint im Pub, gelegentlich auch mal eins mehr. Am Samstag musste ich tagsüber arbeiten. Dies war der Ausgleich dafür, dass ich für das ‚Ploughing Championship’ an einem Mittwoch frei bekommen habe. Da ich wusste, dass die anderen Au Pairs gegen 14 Uhr ins kleine Städtchen Kenmare aufbrechen wollten, habe ich gefragt, ob ich eher anfangen kann (um nicht wie geplant von 9-15 Uhr zu arbeiten). Als Antwort kam nur, dass mein Gastvater zeitig da wäre. Okay, ich habe dann morgens ab sieben Uhr zwei Stunden gewartet, hier und da schon was gemacht. Da ich nicht wusste, dass es um Holz zerkleinern für den Kamin gehen soll, konnte ich damit ja noch nicht anfangen. Mein Gastvater war doch ein wenig verwundert, dass ich überhaupt keine Pause machen wollte, aber mit dem frühzeitigen Anfangen und keinerlei Pausen, durfte ich dann pünktlich gehen. Wenn auch mit einem Murren und der noch nicht komplett
Miniaturland
fertigen Arbeit. Das war aber nicht meine Schuld sondern lag an den Pausen der anderen. Es wäre doch echt ärgerlich gewesen, bei bestem Wetter ne Stunde zu spät fertig gewesen zu sein. So hat es sich wirklich gelohnt. Es war ein schöner Tag in Kenmare, an deren Ende wir in der Dämmerung noch zum ‚Barley Lake’ gefahren sind. Einfach wunderschön. Ein See auf einem Berg. Auf dem Weg dahin, kam uns wirklich nichts entgegen. Wieder mal waren es einzig Schafe, die die Straße überquerten und auf die geachtet werden musste. Schilder für diese lebenden Hindernisse sind natürlich eminent wichtig. Samstagabend haben wir im Pub noch die Schwester von einem Volunteer hier getroffen. Die war ihn hier besuchen. Soweit ja nichts Besonderes. Selten dämlich war nur, dass er selbst zur gleichen Zeit Urlaub in Österreich gemacht
einsames Auto
hat. Aus solch einer Situation sollte man lernen und sie versuchen bei der eigenen Planung zu vermeiden! Ich glaube aber auch nicht, dass bei meinem Organisationssinn solch etwas passieren könnte. Am Sonntag sind wir mit zwei Autos nach Clonakilty gefahren. Das war nötig weil eine von uns zwei Au-Pair Kinder dabei hatte. So war es ein schöner, kindgerechter Ausflug in ein nettes Städtchen am Ozean. Diese Tour beinhaltete den Besuch in einem Eisenbahnminiaturland, in dem die kleinen, sagen wir mal ‚Käffer’ in der Umgebung nachgebaut wurden. Sehr schön gemacht, allerdings zu Irland-typischen Preisen.
die Klippen
Eine Fahrt in einer Bummelbahn durch die Stadt durfte natürlich auch nicht fehlen. Abends haben wir uns aufgeteilt und so sind wir zu zweit noch nach Baltimore gefahren. Als wir den von uns gesuchten Aussichtspunkt dann endlich gefunden hatten, glich der Parkplatz ‚dem Ende der Welt’. Nett gesagt, war es ein Wendehammer,
keinen Schritt weiter
ehrlich gesagt, kam danach nichts mehr, sondern es ging nach einem Stück Grün bergab. Von dort aus konnte man noch kurz einen kleinen Berg besteigen und war dann am ‚Beacon’ angekommen. Es ist wohl die bekannteste Sehenswürdigkeit Baltimores. Ich selbst fand dieses Gebilde zwar interessant, aber viel bewundernswerter war der Ausblick. Ohne jeglichen Zaun ging es von diesem Aussichtspunkt in die Tiefe. In die Tiefe des Ozeans aber auch
der 'Beacon'
vieler Gesteine. Wundervoll! Auf Grund des sehr starken Windes und konstantem Regens musste man schon gut aufpassen. Aber wir wollten ja nur mal einen Blick wagen, die Aussicht genießen und uns nicht in Lebensgefahr begeben. Somit ließen wir zwischen uns und dem Abgrund immer noch ein, zwei Meter Grünfläche. Der kurze Trip nach Baltimore hat sich auf jeden Fall sehr gelohnt. Wie man mich kennt, werde ich mir in der kommenden Woche wahrscheinlich wieder viele Gedanken machen. Gedankenspiele hier und dort, die beim nächsten Warten, aber auch bei den nächsten angenehmen Momenten in der Familie intensiviert werden. Wie man mich aber auch kennt, konnte ich nicht davon ablassen, mir Tickets für das Länderspiel in Dublin zu besorgen. Es war zwar kurzfristig und teuer, aber die Tickets sind angekommen. In der Hoffnung, dass alles klappt, freue ich mich auf das nächste Wochenende in Dublin!

Dienstag, 9. Oktober 2012

X. Irland in Gummistiefeln – Woche 9 (24.9.-30.9.12)

Es kommt nun etwas mehr Routine rein. So dachte ich es jedenfalls am Anfang der Woche. Klar, der normale Alltag ist auch mehr Routine, der Alltag im Haus, oder der Alltag bei der Arbeit. Dort durfte ich helfen ein Dach einer Garage professionell zu reparieren. Auf jeden Fall habe ich viel dabei gelernt. An freien
angenehme Umgebung
Vormittagen, hab ich mir mal die Gegend hinter dem Haus angeschaut und einen tollen Ausblick gehabt. Im Vordergrund das Haus, in dem ich wohne, im Hintergrund ‚Glengarriff Harbour’. In dieser Gegend hier kann man sich schon wohl fühlen. Doch worauf ich hinaus möchte, ist der Mittwoch. Oder besser der Dienstagabend. Dort habe ich erfahren, dass am nächsten Tag kaum jemand zu Hause ist. Auf Nachfrage wurde mir erzählt, dass alle zum so genannten ‚Ploughing Championchip’ fahren. Darunter konnte ich mir zunächst natürlich nichts vorstellen. Ein bisschen wurde mir erzählt, ein bisschen habe ich im Internet nachgelesen. Es scheint in Irland jedenfalls so populär zu sein, dass morgens um sechs zwei große Reisebusse vor der örtlichen kleinen Schule abfahren, obwohl die
viele Medaillen in jungem Alter
Schule dafür nicht freigibt. Man darf halt ein paar Tage im Jahr ‚krank’ fehlen, und einer scheint dafür bei den meisten veranschlagt zu sein. Gut soviel dazu. Nachdem es ausgeschlossen war, dass ich morgens dahinfahre und pünktlich wieder zurück bin, hat mir meine Gastmutter angeboten den Tag gegen einen Samstag, an dem ich normalerweise frei habe, zu tauschen. Diese Chance, eine typisch irische Veranstaltung zu erleben, musste ich nutzen. So bin ich morgens um sechs Uhr ins Auto gestiegen, natürlich als einziger pünktlich, um um 6.30 Uhr dann Richtung New Ross, Co. Wexford, aufzubrechen. Dort fand das Ereignis dieses Jahr statt. Mit im Auto saßen mein Gastvater, zwei Söhne, und drei andere ältere Freunde der Familie aus der Umgebung. Im Halbschlaf ging der Großteil der Strecke schnell vorüber, um pünktlich zum Verkehrschaos wieder wach zu sein. Vor einer kleinen Brücke treffen sich die beiden Zubringer aus Cork und aus Dublin, sodass dort, frühzeitig losgefahren, gute zwanzig
ein Traum für jedes Festivalfrühstück
Kilometer Schneckentempo zu erwarten waren. Es war wirklich Zufall, dass die örtlichen Busse genau vor uns fuhren. Okay nicht die ganze Zeit vor uns, denn so ein Bus ist manchmal gezwungen zu warten, wenn es eigentlich vorangehen könnte. Es waren halt nicht alle an Bord. Auf dem Seitenstreifen oder auch mitten auf der Fahrbahn war mehr Bewegung als im Verkehr. Warum man solch ein Event auch direkt hinter solch eine schmale Brücke legt, kann ich nicht beantworten. Irisches Verkehrs- und Planungssystem halt! Auf dem Event angekommen bot sich mir ein Bild, welches ich mir beim besten Willen nicht vorgestellt habe. Tausende Iren, gelegentlich Touristen, die sich über Bauerngeräte, sei es Traktoren, Melkmaschinen oder Schafschermaschinen, bei Regen und Schlamm austauschten und handelten. Auch uns bekannte ‚Trichter’ wurden hier angeboten, aber um irgendwie einen anderen Sinn und Zweck zu verfolgen. Der eigentliche Hauptteil kam nicht zu kurz. Es gab
Schafe scheren mit einer Schere
Pflügwettbewerbe (manuell mit Pferden), Schafwettscheren (manuell und maschinell), ‚Schafe-mit-Schäferhund-durch-Parcours-führen’-Wettbewerbe sowie Spiele mit Kettensägen. Es war vieles dabei, was man sich jetzt in Deutschland nicht als ein nationaler Event vorstellt. Dazu gehört, dass in einigen riesengroßen Ställen Kühe und Bullen präsentiert wurden, die allerlei Preise gewonnen haben. So viele Medaillen für Tiere hab ich auch noch nicht gesehen. Auf Grund des Alters der Tiere kann man sogar von Säuglingsarbeit sprechen. Erwähnenswert ist noch das Outfit der Besucher. Wirklich fast alle hatten Gummistiefel an. Okay nichts sonderbares, aber wenn dies auch Menschen tragen, die von Universitäten Wissen über Agrarwirtschaft vermitteln wollen, kommt ein sonderbares Outfit zu Tage. Feiner Anzug mit Gummistiefeln voller Schlamm. Es war auf jeden Fall ein Tag, für den es sich gelohnt hat, demnächst mal auf einen freien Samstag zu verzichten. Ich bin echt dankbar, dass ich die Chance hatte dies zu erleben. Nebenbei erinnerte mich das echt ein wenig an die tollen Momente auf deutschen Festivals, welche zeigen, wie viel Spaß es machen kann durch Schlamm zu stapfen! Über das Verkehrssystem hab ich ja schon mal häufiger geschrieben. Diese Woche gab es allerdings Dinge, die aufgeschrieben werden müssen. Dass ich der einzige bin, der sich anschnallt, habe ich mittlerweile als normal angesehen. Neu ist allerdings, wie der Ruhrpottgedanke, „Wat nit passt, wird passend jemacht“ in der irischen Gedankenwelt angekommen ist. Eines Morgens blieb das Auto vor der eigenen Tür stehen. Wie ich mitbekommen habe, wurde wohl mal das Falsche getankt, dann versucht es herauszumixen und nun versucht durch absolutes Leerfahren den Fehler endgültig auszubügeln. Nur sollte man sich Gedanken machen, an welcher Stelle man denn das Auto leergefahren haben möchte. Idealerweise an einer Tankstelle. Nun war es halt vor der eigenen Tür. Gut, dann schleppt man das Auto halt zur nächsten Tankstelle ab, oder besser, bis zum nächsten Abhang, holt dann Schwung und rollt bis zur nächsten Tanke. Warum nicht, wenn die zwei Meilen nur selten Minimal bergauf und sonst immer bergab gehen. Hat auch geklappt. Okay, die letzten zwanzig Meter zur Tanksäule musste dann wieder abgeschleppt werden. War halt keine Abfahrt. Soviel zu dem Morgen. Ein paar Stunden später war es nötig, zwei jeweils sechs Meter lange Holzplanken zu der Baustelle zu transportieren. Jedoch hat der Van meines Gastvaters keinen Gepäckträger. Der sieben-minütige Weg musste aber irgendwie überbrückt werden. Gespannt, was er sich einfallen lässt, meinte er nur, dass ich mich ins Auto setzen soll. Er gab mir dann durchs offene Fenster die Planken in die Hand (diese waren natürlich außen am Auto) und ich fuhr halb aus dem Fenster hängend, die Plankenenden weit vor dem Van, das Stück zur Baustelle. Es muss bestimmt lustig ausgesehen haben, hat aber seinen Zweck erfüllt. Am Wochenende stand ein Besuch in Cork City an. Eine andere Gastmutter musste berufsbedingt dorthin und hat uns mitgenommen. Ich musste allerdings vorher zu einer Kreuzung trampen, die dann auf dem Weg lag.
mein zweites Pint gesichert
Morgens im Dunkeln gar nicht so leicht, startete ich sehr früh. Es hat auch einige Zeit gedauert, jedenfalls war ich sehr pünktlich vor Ort. Allerdings für irische Verhältnisse viel zu überpünktlich. 7.30 Uhr ausgemacht, arbeitsbedingt auch nötig, kam das Auto dann nach 8 Uhr in Sichtweite. Naja, zu spät kommen wäre halt auch blöd gewesen. Der Tag war jedenfalls sehr angenehm, auch wenn man als einziger Kerl nur mit Mädels unterwegs um das Shoppen nicht herumkommt. Ich selbst habe da neben einer tollen Mütze auch ein schönes Karnevalskostüm gefunden, was ich vielleicht auch übernächstes Jahr in Deutschland mal anziehen werde. Vielleicht ergibt sich ja vorher schon mal eine Möglichkeit. Der Tiger war jedenfalls als Schlafanzug getarnt. Warum, das weiß ich nicht wirklich. Als deutscher Student kann man ja manche Angebote nicht ungenutzt lassen. So habe ich für jeweils
Blick von 'Garinish Island'
ein Pint ne Stunde lang zwei Einkaufstaschen getragen und bin den halben Mittag als Tiger durch Cork. Naja, die dummen Deutschen halt! Ich will gar nicht wissen auf wie vielen Bildern ich irgendwo im Internet zu sehen bin. Der Samstagabend war geprägt vom Trampen. Zunächst nötig, da das Auto einen Platten hatte, wollte ich am späten Abend natürlich wieder zurück in die ‚Town’ Bantry. Im Dunkeln brauchte ich für den fünfzehn-minüigen Weg weit über achtzig Minuten! Verstehen kann ich das allerdings schon. Wer nimmt einen denn auch in der Nacht mit. Ziemlich müde und leicht ‚angekatert’ durfte ich morgens dann wieder
Sonne tanken auf 'Garinish Island'
auf ein mitnehmendes Auto von Freunden warten. Dieses Mal hatten die einen Platten. Immerhin war ein Ersatzreifen vorhanden, sodass es nur ne Stunde später losging. Es ging auf die wunderschöne ‚Garinish Island’, die vor ‚Glengarriff Harbour’ liegt. Auf der Fähre dorthin konnte man sonnende Robben beobachten, die sich fühlten, als ob die Zeit einfach stehen bleibt. Die Insel selbst gab eine Vielfalt von Pflanzen, Felsen und toller Aussicht her. Echt schön da! Auf der Insel war ich dann auch wieder so fit um es sehr genießen zu können. Der Abend war aber dementsprechend kurz. Insgesamt eine ereignisreiche Woche, die nur bedingt der Routine entsprach.

Montag, 8. Oktober 2012

IX. Die Sache mit der Zeit – Woche 8 (17.9.-23.9.12)



Da beginnt sie nun. Die erste Woche in der neuen Familie. Wirklich wissen, was ich machen soll, weiß ich nicht. Es ist kein normales Au Pair. Das wusste ich. Dennoch klang es interessant. Zwei Tage dem Vater auf der Arbeit helfen, drei Tage zu Hause helfen. Dass es kein normales Au Pair ist allein durch das ältere Alter der Kinder klar. Sie sind halt nicht im Au Pair-Alter.
Vielleicht stelle ich nun einmal die 39-köpfige Famile vor: Eltern, Kinder (16,15,13,12,8,5), Hunde (2, älter), Katze, 2 Goldfische, 5 Enten und 21 Hühner (männlich und weiblich). Ja dazu kam dann ich. Außerhalb des Grundstückes gehören noch Schafe, Pferde und Kühe dazu. Die Anzahl ist mir allerdings unbekannt. Die Familie ist sehr aufgeschlossen und offen. Abgeschlossen wird im Prinzip nur, damit die Hunde manchmal auch ausgesperrt werden können um nicht jeden Tag das Essen zu klauen. Die Türen öffnen können sie nämlich selbst – Schlüssel umdrehen nicht! Hier habe ich mein Zimmer im Erdgeschoss, somit im Haus und nicht auf dem Grundstück, was ich sehr schätze.
Wenn ich zu Hause arbeite, heißt es so ab mittags ein wenig aufräumen und dann den Kleinen bei den Hausaufgaben helfen, mal hier und mal da auch was zu essen kochen. Am ersten Tag habe ich dafür sehr zeitig angefangen um abzuschätzen wie lange ich brauche. In den folgenden Tagen war das dann ein wenig reguliert, sodass ich den späten Vormittag nutzen konnte um mal was vom schönen Glengarriff zu sehen. Einfach traumhaft.
im 'Bamboo-Park'
So konnte ich Dienstagvormittag etwas besuchen, was man jetzt nicht direkt nach Irland einordnet. Den ‚Bamboo-Park’. Voller Bambus, Palmen und allerlei Pflanzen die eher tropisch anzusiedeln sind. Allerdings ist es für solche Pflanzen im Südwesten Irlands durch den nordatlantischen Golfstrom möglich zu überleben. Es ist jedenfalls eine tolle Sache dieser Park. Zudem hat man an Aussichtspunkten einen tollen Blick über ‚Glengarriff Harbour’. Lustig ist aber indes, wie der ‚Bamboo-Park’ irgendwie ein minimales Zeichen gibt, wieso es in der Wirtschaft Irlands momentan nicht so rund läuft. Normalerweise kostet der Park zwischen 3,5 Euro für Studenten und 6 Euro für Erwachsene Eintritt. Wie gesagt, normalerweise. Denn es gibt einen offiziell ausgeschilderten zweiten Eingang. Und da ist keine Kasse und kein Hinweis, dass es was kostet. So habe ich beim Rausgehen durch den offiziellen Eingang der Frau im Häuschen nett zu gewunken und beim Umdrehen zum Eingangsschild gemerkt, dass der Park ja eigentlich Eintritt kostet. Im Nachhinein merkte man der Frau die Verwunderung an, dass sie mich an dem Tag noch nicht gesehen hatte (Es waren ungefähr fünf Personen im Park), aber Eintritt habe ich dann auch nicht mehr bezahlt. Naja, irgendwie amüsant.
Blick über 'Glengarriff Harbour'
In der Familie steht im Keller ein Kicker. Klar, denk ich mir, das kannste ja so halbwegs. Da wirste dich schon nicht blamieren. Ich gehe frohen Mutes zum Tisch, möchte Spielen und der Schock folgte auf dem Fuß (oder eher der Hand). Die Iren haben nicht nur auf der Straße Linksverkehr, sondern auch beim Kickern. Und statt einem Torwart, zwei Abwehrspieler hinten. Also als Aufstellung haben die 2-3-5-3 oder halt eher 3-5-3-2. Bescheuert. Nach zwei, drei Eigentoren aus Reflex bekomm ich das langsam halbwegs hin. Es fühlt sich halt jeder Schuss wie eine Art Rückhandschlag an. Ich bin echt gespannt, wie das in Deutschland wird, sofern ich hier noch das ein oder andere Spiel mache. Also ich werde mich nicht wundern, wenn ich nur noch Eigentore machen werde.
Beim ersten Mal kochen, sollte ich mich laut meiner Gastmutter nicht so sehr aus dem Fenster lehnen. Es wurde dann ‚Reis in frischer Currysoße an gedünsteten Karotten, Champions und Erbsen im Dialog mit gebratener Zuchini’. Okey man kann es auch einfach Reiseintopf mit Zuchini nennen, aber da lass ich mal Interpretationsspielraum. Geschmeckt hat es jedenfalls allen.
Der Mittwoch kann unter dem Motto Zeit gesehen werden. Mit Ausnahme von ein paar Tagen beim Zivildienst hatte ich bisher nie das Vergnügen der ganztägigen körperlichen Arbeit. So jedoch heute, als ich bei meinem Gastvater mitgefahren bin, der „Builder“ ist. Heute bedeutete dies für mich, neben anderen schönen Dingen, mit einem Kollegen meines Gastvaters zusammen fünf Tonnen (ja, 5000 Kilo) Kies einen langen Weg mit der Schubkarre zu transportieren. Wäre ja zwar anstrengend, aber nicht so hart, wenn es nicht einen steilen Hang herunter gewesen wäre. Durch das Gewicht ständig versucht zu bremsen, ging es dann natürlich mit der leeren Schubkarre auch ungefähr hundert Mal wieder bergauf. An diesen Wanderungen hatte ich viel Zeit um nachzudenken. Was sind denn hundert Mal laufen? Wie lange wird man brauchen? Wie spät ist es eigentlich? Ohne Uhr ausgestattet, fiel mir ein Gedicht ein, welches ich in einem Workshop während meines Zivildienstes mal verwendet habe:
„Um den Wert eines Jahres zu erfahren, frage einen
Studenten, der im Schlussexamen durchgefallen ist.
Um den Wert eines Monats zu erfahren, frage eine
Mutter, die ein Kind zu früh zur Welt gebracht hat.
Um den Wert einer Woche zu erfahren, frage den
Herausgeber einer Wochenzeitschrift.
Um den Wert einer Stunde zu erfahren, frage die
Verlobten, die darauf warten, sich zu sehen.
Um den Wert einer Minute zu erfahren, frage jemanden,
der seinen Zug, seinen Bus oder seinen Flug verpasst hat.
Um den Wert einer Sekunde zu erfahren, frage jemanden,
der einen Unfall erlebt hat.
Um den Wert einer Millisekunde zu erfahren, frage
jemanden, der bei den Olympischen Spielen eine
Silbermedaille gewonnen hat.
Die Zeit wartet auf niemanden!“
Ja und wenn ich auf das heutige Datum schaue, der 19. September 2012, kann ich darüber nachdenken, was es heißt einen Monat zu leben, oder eben nicht zu leben. Wie viel passiert in dem einen Monat? Wie viel ist das überhaupt, ein Monat? Heute weiß ich es.
Am folgenden Tag körperlicher Arbeit stand das Schließen von Wandlöchern auf dem Programm. So hieß es Zementkloppen und alles was so dazugehört. Ich muss sagen, man lernt doch einiges, auch wenn es anstrengend ist.
Wenn ich manchmal wieder nach Bantry möchte, kann ich morgens mit meiner Gastmutter mitfahren. Zurück nach Glengarriff bleiben mir allerdings die Möglichkeiten des Taxis oder des Trampens. Oder halt des Laufens. Nach Monaten völliger Unsportlichkeit, habe ich mal geguckt, wie lange ich aus dem Stand für die ungefähr siebzehn Kilometer brauche. Mit meinen knapp 110 Minuten bin ich da doch recht zufrieden. Vor allem, wenn ich daran denke, dass es in diese Richtung leicht bergauf geht. Direkt danach meinte meine Gastmutter, ob ich nicht Lust hätte, im Mai den ‚BayRun’ (Halbmarathon) mitzumachen. Ja nur mal halblang! Okay, ne Überlegung wäre es wert. Das klappt ja wohl auch ohne Training!
Ein Teil meiner Arbeit hier ist es auch, dem Ältesten Mathenachhilfe zu geben. Er steht kurz vor dem Abi und hat da doch einiges aufzuholen. Den ganzen Stoff des Leistungskurses mal in einer anderen Sprache zu behandeln, ist schon interessant und sicherlich lehrreich. Vor allem weil sein Formelbuch zweisprachig ist. Aber nicht Deutsch sondern Irisch-Englisch! Keine Sorge, wenn ich am Ende des Jahres Englisch kann und vielleicht das Wort ‚Ableitung’ auf Irisch, reicht mir das völlig!
im Hintergrund 'Bantry Bay'
Das Wochenende war mal wieder zum Wandern da. Direkt am Rande der Weltstadt Bantry liegt ein Berg, oder auch nur Hügel wie man es nimmt, der einen netten Aussichtspunkt über ‚Bantry Bay’ hat. Dieser ist übrigens sehr gut geeignet um seine ‚Mental-Map’ zu korrigieren und zu verbessern. Der schönere Teil kam dann aber danach. Quer durch Feld und Wiesen, auf und ab, ging es im Prinzip um den Berg herum, bis wir nach über einer Stunde an einer Straße aufgesammelt wurden. Es gab auf dem Weg auch Zäune, die übergangen werden mussten. Natürlich musste ich die Qualität testen und bin mit einem Fuß auf den Zaun. Urteil: Mangelhaft. Weitere Hinweise auf den Ausgang des Experimentes kann man sich nun sparen.
Nach einer Nacht auf ‚meiner’ Couch im Zentrum Bantrys, folgend auf einen gemütlichen Pubabend ohne (!) Cargo, folgte zunächst relativ müde das Trampen zu einem Restaurant, an dem mich Freundinnen abgeholt
vor 'Dursey Island' sprangen Delfine
haben. Es ging auf den ‚Ring of Beara’, eine Küstenstraße auf der ‚Beara Peninsula’. Okay, eigentlich war nur ‚Castletownbere’ geplant, aber auf Grund des schönen Wetters, und der reizvollen Streckenpunkte sind wir noch ein ganzes Stück weiter gefahren. Vorweggenommen haben wir am Ende fast die gesamte Peninsula (=Halbinsel) umkurvt. Es war beeindruckend. Von Steinkreisen, über Felsklippen, auftauchenden Delfinen und einem Strand, an dem ich sogar ‚abgezippt’ kurz im Ozean war. Bei diesem ‚Ritt durch den Ozean’ begleitete uns ein freilaufender Hund, den wir, bei mehr Platz im Auto, auch gerne mitgenommen hätten. Ich hätte es jedenfalls gerne getan. Zugegebenermaßen roch er ein wenig streng und das Auto war ja auch nicht meins, aber das spielt ja auch keine Rolle.
an der Spitze der 'Barea Peninsula'
Das vorletzte Stück auf der Tour ging kontinuierlich bergab quer über die Halbinsel. Ohne Gang und somit Sprit sparend, störte uns wenn dann nur hier und da mal ein Schaf, welches seelenruhig mitten auf der Straße sein Dinner einnahm. Aber der Schwung kam ja bei der nächsten Kurve wieder.
'abgezippt' im Atlantik
Herrlich dieser Anblick freilaufender oder eher freistehender Schafe, die das Leben so genießen können wie Tiere es sollten. Frei und nicht zusammengepfercht in irgendwelchen Ställen. Kurz vor dem Ende mussten wir doch noch einmal ‚blöde Touris’ spielen. Ein Hauseigentümer hat allen Ernstes sein Haus inklusive Garage
das nenn ich Geschmack
vollkommen in grellem Pink gestrichen. Da musste man doch vor posieren! Und das, obwohl ein Auto vor der Tür stand, sodass es möglich ist, dass von Innen uns welche beobachtet haben. Wat solls, da is man nunma Touri!
Ja, die erste Woche in der neuen Familie. Wie kann ich die zusammenfassen? Viele Eindrücke, neue Erfahrungen, chaotisches angenehmes Leben, aber nicht mehr wirklich ein Au Pair. Ich bin gespannt, wie sich das Leben dort weiter entwickelt.

Montag, 1. Oktober 2012

VIII. Zwischen Enttäuschung, Chaos und Neuanfang passt immer das Ein oder Andere Murphys – Woche 7 (10.9.-16.9.12)



Diese Woche war sehr aufregend. Ich denke es trifft es am besten, wenn ich versuche diese als eine Art Ticker zu gestalten und zu beschreiben.
MONTAG.

7.45 Uhr: Ich gehe wie besprochen rüber zur Familie, erfahre aber, dass ich heute erst nachmittags die Kinder abholen soll und vormittags frei habe. Einer der Jungs kommt trotzdem zu mir herüber, ‚spielt’, was ich aber nicht direkt bemerken konnte, da ich in meinem Zimmer bin. Es kommt zu einer kleinen Meinungsverschiedenheit (nicht mit dem Jungen), die ich aber denke, am Abend schnell ausräumen zu können.
Vormittag: Ich treffe mich in Bantry zum Frühstücken und Billard spielen mit einem anderen Volunteer. Ich mache mir Gedanken, wie der Wunsch nach Privatsphäre auf Seiten der Familie und der Wunsch nach minimalem Familienanschluss meinerseits zu vereinen ist. Da ich sowieso nie aufgeben kann, denke ich aber, dass ich die Zeit genießen kann, wenn ich akzeptiere, ein eigenes Leben in meinem Apartment zu führen und jederzeit in Richtung Bantry oder Umgebung aufbrechen werde. Mit dem Auto dürfte es ja kein Problem sein.
Nachmittag: Ich habe die Jungs abgeholt, nachdem ich die eine Stunde wieder in der Playschool geholfen habe. Noch wusste ich nicht, dass es das letzte Mal gewesen sein wird. Wir haben dann auf einem Spielplatz gespielt und Hausaufgaben angefangen. Das passte immer ganz gut, da einer der Jungs spielen konnte und den anderen bei den Hausaufgaben nicht gestört hat.
Abends: Meine Gasteltern kamen gemeinsam zu mir in mein Apartment und begannen mit dem Satz: „It doesn’t work.“ Ok, ich wusste immerhin sofort Bescheid um was es in dem Gespräch gehen sollte. Wie von mir schon geahnt, lag das Problem vor allem daran, dass sie gemerkt haben, dass sie mit einem Au Pair nicht die Menge an Privatsphäre haben, die sie gerne möchten und, dass ein eigenes Apartment nicht unbedingt für jeden das ist, was er sich gerne möchte. Ein eigenes Apartment ist ja schön, aber nicht wenn man an ein Leben in einer Familie oder immerhin an ein wenig Familienanschluss gedacht hatte. So gab es immerhin ein längst überfälliges Gespräch. Im Laufe des fünfzehnminütigen Gesprächs habe ich erfahren, dass ich von nun an nicht mehr arbeiten brauch/darf und bis Freitag früh in dem Apartment bleiben kann. Die Antwort auf die Frage, ob die 3,5 Tage viel oder wenig sind um eine neue Beschäftigung zu finden, überlasse ich jedem einzelnen selbst. Eines war mir aber innerlich sofort klar. Sofern möglich, werde ich den Wunsch meiner Gasteltern nicht erfüllen und das kleine Städtchen Bantry oder seine Umgebung verlassen. Ich habe überhaupt kein Problem mit denen und sehe so keinen wirklichen Sinn darin. Sicherlich ist diese Stadt klein und jeder kennt jeden, aber dies ist wirklich nicht mein Problem. Direkt im Anschluss an das Gespräch habe ich schnell eine Unterkunft in Bantry für das Wochenende bei Freunden gefunden. Natürlich nur für den Fall, dass ich bis dahin nichts Neues habe. Danke dafür! Und nach einem Telefonat mit meinen Eltern begann dann für mich die Suche. Die Suche nach Etwas, wo ich bleiben kann, was mir Spaß macht, und was mir neue Erfahrungen bringen wird. So habe ich von ungefähr 22 Uhr bis 4 Uhr Nachts überall Notizen hinterlassen, mich bei HelpX per Kreditkarte angemeldet, mein AuPair-World-Profil wieder aktiviert und und und… Ich weiß nicht warum, aber müde wurde ich nicht. Um 4 Uhr allerdings, sah ich dann keine Möglichkeit noch mehr Leute anzuschreiben und bin für ein paar Stunden schlafen gegangen.
DIENSTAG.
7 Uhr: Die Suche geht weiter. Erste Absagen von Unterkünften, dass so schnell keine Arbeit und Bett vorhanden ist, erste Tipps von anderen Au Pairs an welche Stellen ich mich noch wenden kann, und das Angebot über ihre Gasteltern nach weiteren Möglichkeiten zu fragen. So verging der Tag fast komplett im Internet oder ein paar Meter außerhalb des Grundstückes beim Telefonieren. Am Abend war ich dann echt froh, mich mit Freunden in Bantry zu treffen um ein wenig auf andere Gedanken zu kommen. Gut, mein Auto ist weg, aber die guten Wanderschuhe helfen da ja auch weiter.
Später Abend: Eine Anonyme SMS kommt, mit der Frage wie lange ich vor habe in Irland zu bleiben und ob ich interessiert an einem AuPair-Job bin. Auf Nachfrage erhielt ich dann die Nachricht, dass es um eine Familie in Glengarriff geht und sie sich am Mittwoch noch mal melden wird. Anscheinend hat eine andere Gastmutter eine SMS herumgeschrieben, dass ein männliches Au Pair ‚frei’ ist und auf der Suche ist. Natürlich inklusive meiner Handynummer. Es geht doch nichts über Kontakte!
Eine kleine Anmerkung, die mich doch schmunzeln lässt. Ich habe immer Geld für das Tanken bekommen und hatte mittlerweile genau ausrechnen können, wie viel ich brauche um zur Schule zu fahren, wenn ich mit der oder der km/h-Zahl fahre. So wusste ich genau, dass ich am Dienstag noch auf den Kilometer oder die Meile genau bis zur Schule und von da aus zur Tankstelle fahren kann. Ich hatte allerdings keine Möglichkeit mehr, diese Information Montagabend weiterzugeben. Ob es deswegen vielleicht auch ein zeitliches Problem gab, am nächsten Tag die Kinder wegzubringen und auf dem Weg zur Arbeit noch Tanken zu fahren, kann ich leider nicht auflösen. Ich hätte ja gerne die Woche noch gearbeitet und dann das Auto auch nicht komplett leer hinterlassen. Aber bei manchen Sachen muss ich mir dann auch sagen: Tja!
MITTWOCH.
Am Vormittag ging die Suche weiter, am Nachmittag habe ich dann kurz mit der Mutter der Familie telefoniert. Sie hat mich dann nach 45 Minuten Fußweg an einer Kreuzung eingesammelt und ich bin mit ihr nach Glengarriff gefahren, um die Familie kennen zu lernen. Sechs Kinder, viele Tiere, eine Familie die lebt und recht offen ist – ein positives Chaos. Dies war mein erster Eindruck. Am nächsten Tag sollte ich noch den Rest der Familie kennen lernen um dann zu hören, ob ich zu denen ziehen kann. Glücklicherweise ist am Vormittag meine Gitarre angekommen. Immerhin dieses Problem hab ich nicht mehr, dass diese nach meiner Abreise ankommt. Bleibt nur noch die Frage wie ich diese transportiert bekomme.
diskussionswürdiges Schild im Ma's
Am Abend wurde ich von Freunden gefragt, ob ich Lust habe noch nach Bantry zu kommen und ein Pint zwischen dem Chaos zu genießen. Auch wenn das wieder 80 Minuten Fußweg durch die Nacht bedeutet, klar, da sag ich nicht Nein! So ging es, hoffentlich nicht zum letzten Mal ins Ma Murphys mit der Bestätigung, das alteingesessene Iren in Form eines Barkeepers durchaus Redselig sein können.
DONNERSTAG.
Nach der Nacht bei Freunden auf der Couch bin ich dann wieder zu der Kreuzung gelaufen, um von meiner möglichen künftigen Gastmutter eingesammelt zu werden. So habe ich dann im Auto auch erfahren, dass es momentan nicht komplett ein Au Pair wäre, sondern ob ich bereit wäre, zwei Tage meinem Gastvater auf dem Bau zu helfen. Er ist ‚Builder’ und selbstständig. Was mich da erwartet wusste ich nicht wirklich, aber warum nicht. Den Nachmittag verbrachte ich dort in der Familie und dann haben wir abgesprochen, dass ich am Samstagnachmittag dort einziehen kann. Dies bedeutet, Freitag mit Sack und Pack nach Bantry um dann wieder am Samstag in die andere Richtung nach Glengarriff aufzubrechen.
Abends: Alle Sachen wurden eingepackt, wobei ich mich gewundert habe, wieso ich trotz nur einer Gitarre und zwei Pullis mehr so viel Übergepäck habe. Eine Antwort bleibt mir bisher verwehrt! Da ich nicht wusste, ob ich meine Gasteltern und die Kinder am Freitag noch sehe, habe ich denen noch einen Brief geschrieben, den ich in meinem Zimmer hinterlassen werde. Trotz des großen Chaos und der Enttäuschung bleibt eine Menge an Erfahrungen, viele Tolle Momente und auch die Gewissheit, dass es sicherlich nicht Falsch war, aus deren Sicht das Projekt Au Pair zu beenden. Es wären nicht die angenehmen Monate geworden, die man sich als Familie vorstellt. Nicht, wenn das eigene Leben nur schwer mit einem Au Pair zu vereinen ist.
FREITAG.
gepackte Koffer
Ich bin froh, die Kinder noch kurz gesehen und mit denen gespielt zu haben. Sie sind mir trotz mancher Schwierigkeiten doch in den sieben Wochen ans Herz gewachsen. Nachdem die Familie dann weg war, habe ich noch alles fertig zusammen gepackt, mich in Briefform von den momentan abwesenden Nachbarn verabschiedet, alles sauber hinterlassen und mit dem Taxi nach Bantry gefahren. Es ist doch irgendwie ein komisches Gefühl gewesen. Nachmittags habe ich mit nem Freund die irische Sonne auf dem ‚Balkon’ bei dem ein oder anderen Bierchen genossen und ‚angenehm’ „Hero“ sowie „Angels“ zum Besten gegeben. Nebenbei hatte ich nun endlich mal die Möglichkeit nach sieben Wochen zu skypen. War schön. Die Bierchen wurden am Abend ins Pub verlegt und so der Abend gemütlich beendet.
SAMSTAG.
Nachmittags ging es dann in die neue Familie. Alle Sachen wieder ins Taxi und los geht es. Mit der Familie bin ich dann auch gleich nach Glengarriff gefahren. Dort fand ein Radrennen statt, bei dem sehr viele Menschen an den Straßen und Pubs zu finden waren. Eine sehr angenehme Atmosphäre. Der Abend war einfach gemütlich und war nach der durchaus aufregenden Woche eher entspannt.
SONNTAG.
Der erste Tag in der neuen Familie sollte beginnen. Hier in Irland ist es üblich, dass die Geschäfte sonntags geöffnet haben, sodass ich ein weiteres Event bestaunen durfte: Einkaufen für neun Personen mit sechs Personen. Vier davon rannten eher umher, ich versuchte die Chance zu nutzen und mir viele englische Begriffe einzuprägen (Dafür ist ein Supermarkt echt klasse!) und meine Gastmutter (ab jetzt ist damit natürlich die neue gemeint!) kaufte ein. Um die Übersicht zu behalten war es wohl einfacher selbst einzukaufen und auf Hilfe zu verzichten. Am Ende konnte ich es irgendwie verstehen. Manchmal erinnerte mich das an Bruder Josef. Mit langem Arm wurde ins Regal gegriffen und es flog all dies in den Einkaufswagen, was durch die Kraft des Armes die Balance verlor. Herrlich! Im Anschluss habe ich noch mit allen ein Gaelic-Football Spiel des ältesten Sohnes (16) sehen können. Ich muss sagen, ich mag die irischen Volkssportarten sehr!
Ja und dann war auch irgendwann die Woche vorbei. Eine sehr intensive Woche, zu der ich vor allem zwei Sätze sagen kann: „Ich habe sehr viel gelernt!“ & „Auf ein Neues!“